: Im Weserpark brechen die Brücken
Der Film „Coronado“ des Bremerhavener Produzenten und Oscar-Preisträgers Volker Engel hatte in Bremen Premiere
Eine Filmpremiere in Bremen, ein roter Teppich im CineStar am Weserpark, aus den USA eingeflogene Schauspieler und ein Kinosaal voll mit geladenen Gästen – wann hat es so etwas in dieser tiefen Kinoprovinz schon einmal gegeben? Eigentlich hätte „Coronado“ sogar in Bremerhaven gezeigt werden sollen, aber da gibt es ja inzwischen leider kein großes Kino mehr. Dabei hat doch ein Bremerhavener diesen Film erst möglich gemacht: Volker Engel, der erste Deutsche, der einen Oscar in der Kategorie „Beste Visuelle Effekte“ verliehen bekam, ist Produzent und Autor des Abenteuerschinkens. Und so wie er mit seinem Partner Marc Weigert im CineStar Hof hält, macht er bestimmt auch in Beverly Hills eine gute Figur.
Nach Abitur, Bundeswehr und Marineschule verließ Engel die Seestadt, um im fernen Stuttgart Film zu studieren. Dort traf er mit Roland Emmerich einen Seelenverwandten, der ebenfalls am liebsten an Modellen herumbastelt, die in seinen Filmen dann zu riesigen Raumschiffen, Affen oder Katastrophenszenarien werden.
Mit Emmerich ging Engel nach Hollywood und bekam dort den Academy Award für sein explodierendes Empire State Building in „Independence Day“. Nach Emmerichs „Godzilla“-Flop trennten sich die Wege der beiden und Engel gründete mit Marc Weigert die Produktionsfirma „Uncharted Territory“, deren erster Film „Coronado“ nun in deutsche Kinos kommt, nachdem er in den USA lediglich auf DVD veröffentlicht wurde.
Der Regisseur Claudio Fäh ist Schweizer und bei der Premiere wurde wiederholt von einem mysteriösen Geldgeber aus Niedersachsen gemunkelt, der acht Millionen Euro investierte. So ist „Coronado“ also im Grunde ein sehr europäisches Gewächs, das sich aber bemüht, so amerikanisch wie nur möglich zu wirken. Man merkt dem Film an, dass er von Jüngern Emmerichs produziert wurde, denn das Wichtigste sind die Effekte: Eine riesige wackelige Holzbrücke bricht im Dschungel unter einem Truck zusammen, nachdem sie von einem Düsenjet mit Raketen beschossen wurde und ständig fliegen Hubschrauber in Angriffsformation über die Leinwand.
Nach dem Film erzählten die Schauspieler stolz, dass die Brücke nur ein Meter groß gewesen ist und bestätigen damit unfreiwillig, dass diese Modelle und nicht sie die Stars des Films sind. Wer kennt schon Kristin Dattilo, Gary Cervantes oder Byron Quiros? In schönster B-movie-Tradition haben die Produzenten ihr Geld nicht für bekannte oder auch nur gute Schauspieler verschwendet.
Da ist es dann auch egal, wie sich die lateinamerikanischen Rebellen all die Hubschrauber haben leisten können, mit denen sie schließlich die Revolution gewinnen. Die Geschichte ist mit fettigen Diktatoren, hinterhältigen Waffenhändlern, edlen Latino-Guerillas und einer unbesiegbaren blonden Heldin hanebüchen, aber als Sammelsurium von Filmklischees und rührend altmodischen Genrekonventionen ist der Film durchaus unterhaltsam.
Eine glanzvolle Premiere gibt solch ein Film aber auch im Bremer Weserpark nicht her. Hauptdarstellerin Kristin Dattilo sah in natura wie eine typische Weserpark-Besucherin aus, und der Beifall war dann auch nicht mehr als freundlich. Die Kinobetreiber hatten kurzfristig noch in einen kleineren Saal gewechselt, so dass das Kino mit 300 Plätzen voll wirkte. Gerade mal zehn Prozent der Karten waren gekauft, viele alte Kumpels von Engel waren aus Bremerhaven angereist – alles in allem also eher eine ernüchternde Veranstaltung.
Aber die Zukunft sieht vielversprechend aus: Die nächste Produktion von Engels Firma wird auf der Nibelungensage basieren und danach will er mit einem Film über Klaus Störtebeker Hollywood nach Norddeutschland bringen. Wilfried Hippen