Wale in Gefahr

In der Nordsee verfangen sich mehr Schweinswale in Netzen, als neu geboren werden. IFAW startet Kampagne

Deutschlands einzige Walart ist stark gefährdet. Mindestens 7500 Schweinswale ertrinken jährlich in der Nordsee in Fischernetzen. Das seien mehr Tiere, als in diesem Bereich geboren werden, warnte Hans-Ulrich Rösner von der Umweltstiftung WWF (World Wide Fund For Nature) vor der 55. Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Berlin. Der Internationale Tierschutz-Fonds (IFAW) will jetzt mit einer Öffentlichkeitskampagne auf das Thema hinweisen.

Bei der Jagd auf Speisefisch werden die Netze der Nordsee-Fischer jedes Jahr für Millionen anderer Tiere zur Todesfalle. Die nahezu unsichtbaren Nylongespinste werden auch den delphinähnlichen Schweinswalen oft zum Verhängnis, denn sie können sie nicht orten, weiß der Biologe Jakob Kristensen von der Wal-Forschungsstation „Fjord & Baelt“ im dänischen Kerteminde. „Durch die Fischerei sterben vielleicht sogar mehr Wale als vor einigen Jahrzehnten zur Hauptzeit des Walfanges“, sagte WWF-Sprecher Volker Homes.

Noch vor 100 Jahren waren die Schweinswale regelmäßig und in großer Zahl an Schleswig-Holsteins Küste unterwegs. Die bis zu 1,80 Meter langen und bis zu 80 Kilogramm schweren Säugetiere waren ursprünglich Bewohner des Wattenmeeres, sagte der stellvertretende Leiter des Multimar-Wattforums in Tönning, Eckehard Bockwoldt. Doch vor allem die Stellnetzfischerei machte den Schweinswalen in Nord- und Ostsee zu schaffen.

Wissenschaftler schätzen den Bestand der Schweinswale in der Nordsee auf rund 250.000 Tiere. Davon leben rund 5000 direkt vor den Küsten der nordfriesischen Inseln Sylt und Amrum – zum Teil in dem 1999 eingerichteten und rund 1400 Quadratkilometer großen Wal-Schutzgebiet. LNO / TAZ