polizei zum 1. mai : Großes Geheimnis, wenig Neues
Es hat Zeiten gegeben, da traten Polizeiführer schon weit im Vorfeld des 1.Mai mit ihrem Antigewaltprogramm an die Öffentlichkeit. Spätestens Ende März wurde die Journaille ins Polizeipräsidium geladen. Das war ein sympatischer Zug, auch wenn in der Regel wenig Neues verkündet wurde. Anders in diesem Jahr. Anfragen und Gesprächswünsche der taz, betreffend Polizeistrategien rund um den 1. Mai, wurden in den vergangenen Wochen und Monaten stets abschlägig beschieden. Dafür sei es noch zu früh, hieß es.
KOMMENTAR VON PLUTONIA PLARRE
Zu früh? So ein Quatsch. Nach dem 1. Mai ist vor dem 1. Mai. Die Vorbereitungen der Polizei für den Tag der Arbeit laufen das ganze Jahr mehr oder weniger durch. In Wahrheit haben Glietsch und sein Stabsleiter wohl eher deshalb so lange Stillschweigen verordnet, weil sie die Gegenseite nicht durch frühzeitige Äußerungen provozieren wollen. Eine absurde Annahme, wenn man sich anguckt, nach welcher Logik die Krawalle in den letzten zwei Jahren angezettelt wurden.
Erst nachdem Glietsch letzte Woche sein Schweigen brach – „die Ausschreitungen könnten etwas stärker als in den Vorjahren werden“ –, darf nun auch die Polizeibasis reden. So geschehen gestern im Polizeiabschnitt 15 in der Eberswalder Straße, wo Präventionsmaßnahmen zur Eindämmung der Krawalle in der Walpurgisnacht im Mauerpark vorgestellt wurden.
„Eine Hand ist keine Faust“, lautet das Konzept, mit dem Polizisten an Schulen gehen und Schüler auf das Revier einladen wollen. Ähnliches ist in den Vorjahren schon in anderen Bezirken praktiziert worden. Die Aktion ist in Ordnung. Das Problem ist nur: Sie wird wenig nützen. Aber deshalb muss die Polizeiführung um den 1. Mai doch nicht so ein Geheimnis machen.