: Mehr Lingen
Für einen Klamauk war Theo Lingen immer zu haben. Aber der Humorist und Charakterkopf konnte auch anders. In der Akademie der Künste wird ihm gehuldigt
Aufwachsend am Fernseher in bundesdeutscher Nachkriegszeit, konnte man durchaus der Meinung sein, dass die Welt da draußen nur von Käuzen und Knallchargen bevölkert sei. Der bruttelnde Hans Moser, der delirierende Hans Albers. Eddi Arent, der Depp vom Dienst. Und mittendrin immer Theo Lingen. Mit seinem ewigen Näseln und der unglaublich akkuraten Scheitelung des wenigen Haupthaars. In Modefragen natürlich keineswegs ein Vorbild, so als preußischer Stock (der er nicht war). Aber faszinierend. Weil untergründig beunruhigend. Dabei gab Lingen eigentlich nur den Diener. Immer zuvorkommend. Schon servil. Trotzdem: Da deutete sich was anderes an, in seinen leichten Verbeugungen. Mehr als nur ein „Sehr wohl“. Ein Rest von Verbohrtheit. Auch in seiner antithetischen anderen Rolle als Lehrer. Hochnäsige Untertänigkeit mag man’s nennen, und damit gab Theo Lingen doch ein prächtiges Role Model für Pubertierende ab, die mit ihrer Verdruckstheit ja irgendwohin müssen. Allein schon deswegen ist er zu ehren. Zumal sich seine Geschichte mit den „Lümmel“-Filmen längst noch nicht erschöpft. Zum 100. Geburtstag würdigt die Akademie der Künste den Humoristen. Ursula Lingen liest Texte ihres Vaters, und es werden Kurzfilme des begeisterten Schmalfilmers Lingen gezeigt. Auch aus dem privaten Archiv. TM