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Archiv-Artikel

Innen laut, außen kalt: Schall als Kühlmittel

Umweltbewusster US-Konzern Ben & Jerry’s will mit „thermoakustischem“ Tiefkühlgerät das Weltklima schützen

BERLIN taz ■ Eine Weltneuheit wird heute in einer New Yorker Eisdiele auf die Probe gestellt. Das amerikanische Unternehmen Ben & Jerry’s verkauft dort erstmals thermoakustisch gekühlte Eiscreme. Die Eisfirma fördert die Entwicklung eines Tiefkühlgeräts, das auf der Basis von Schallwellen funktioniert.

Von einer herkömmlichen Eistruhe unterscheidet sich der Prototyp optisch nur durch einen separaten Stahlbehälter. Der funktioniert so: Schallwellen verändern den Druck und daher auch die Temperatur. Selbst Sprechen führt zu Schwankungen – allerdings im Bereich von einem zehntausendstel Grad. Wie laut muss dann erst ein Ton sein, der Eiscreme bei minus 23 Grad einfriert?

„Sehr laut“, sagt Robert Smith, einer von drei Forschern, die die Eistruhe entwickelt haben, „allerdings nur innerhalb des druckdicht verschlossenen Behälters. Von außen hört man nichts.“ Der Ton komprimiert und dehnt abwechselnd das Heliumgas im Behälter. Über ein Metall wird dann Hitze abgeleitet. Das Eis bleibt kühl.

Die Forschergruppe unter der Leitung von Akustikprofessor Steve Garrett von der Pennsylvania State University hofft, dass die Neuentwicklung in den nächsten Jahren serienmäßig produziert wird. Die Universität steht momentan in Verhandlungen mit einigen Unternehmen – mit möglicherweise positiven Folgen für den Klimaschutz.

Das ozonschädliche FCKW wird zwar infolge des internationalen Verbots durch das Montrealer Protokoll von 1987 nicht mehr produziert, klimaschädliche Treibhausgase werden jedoch immer noch verwendet. In Deutschland ist der Tiefkühlmarkt geteilt: Haushaltsgeräte funktionieren inzwischen mit klimafreundlichen natürlichen Gasen. Gewerblich genutzte Kältemittel hingegen arbeiten weiterhin fast ausschließlich mit Fluorkohlenwasserstoffen (FKWs), wie Claus Barthel vom Wuppertal-Institut für Klimaforschung erklärt. Wenn FKWs in die Atmosphäre gelangten – was sich kaum verhindern lasse – seien sie etwa dreitausendmal so schädlich wie Kohlendioxid. Es bestehe also Handlungsbedarf. „Ob die thermoakustische Alternative allerdings auch energieeffizient funktioniert, bleibt abzuwarten“, so Barthel.

Robert Smith ist zuversichtlich: „Generationen von Technikern haben 80 Jahre lang Zeit gehabt, die Geräte zu optimieren. Die thermodynamische Eistruhe dagegen ist das Werk von drei Leuten in 18 Monaten.“

NIKOLAI FICHTNER