Das Herz des Heiligen

Nach seinem Kollaps bangt ganz Argentinien um das Leben des großen Fußballgötzen Diego Maradona

Auf der Homepage der Iglesia Maradoniana, der Kirche Maradonas, prangt ein Grußwort des fettleibigsten Heiligen der Kirchengeschichte und göttlichsten Schurken der Fußballgeschichte. „Einen einfachen Ausdruck von Fußballfolklore“ nennt Diego Maradona dort vorsichtig jene Organisation, die in ihren zehn Geboten unter anderem fordert, „Diego und den guten Fußball bedingungslos zu lieben“ sowie „die Kunde von seinen Wundertaten in aller Welt zu verbreiten“. Am Ende beglückwünscht Maradona die Kirchengründer, weil durch „solche Gesten alle Argentinier jedesmal meinem Herzen näher rücken.“

Das traf niemals so zu wie in diesen Tagen, da ganz Argentinien um das Herz des besten Fußballspielers aller Zeiten bangt. Seit Sonntag liegt der 43-Jährige auf der Intensivstation der noblen Privatklinik Suizo-Argentina in Buenos Aires, sein Zustand war gestern weiterhin ernst, obwohl leicht verbessert. Seine Ex-Gattin gab vorsorglich ein Kommuniqué heraus, in dem sie die Medien aufforderte, sich ausschließlich an den Erklärungen der Ärzte zu orientieren. Schon kurz nach Maradonas Einlieferung hatte es wilde Spekulationen über einen Rückfall des Ex-Kokainisten gegeben.

„Nichts dran“, sagen die Ärzte, der Kollaps, der Maradona ereilte, als er in seiner Privatloge im Bombonera-Stadion seines alten Klubs Boca Juniors dem Spiel gegen Nueva Chicago beiwohnte, sei erhöhtem Blutdruck in Verbindung mit einer chronischen Herzmuskelerkrankung geschuldet. Die Ärzte fürchten nach wie vor, dass das seit einem Zusammenbruch vor vier Jahren stark angegriffene Herz des wieder extrem übergewichtigen Maradona der Belastung nicht standhält.

Vor dem Krankenhaus versammelten sich zahlreiche Fans des Fußballidols, die Transparente trugen, auf denen „Gott segne dich“ oder „Sei stark, Diego“ stand. Andere brachten Heiligenstatuen. Bislang allerdings, so weit bekannt, keine, die ihn selbst darstellten.

MATTI LIESKE