„Aus der Geschichte lernen“: SPD-Landeschef Sieling im Interview
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Unzufriedene Linke sollen diskutieren statt spalten, fordert der SPD-Landesvorsitzende Carsten Sieling (Foto).

taz: Ärgern Sie sich über die Wahlalternative und ihre Bremer Ambitionen?

Carsten Sieling: Wenn sich da was formieren würde, und ich betone: wenn – dann wäre es durchaus ärgerlich. Denn ich bin der Auffassung, dass wir in der SPD gerade auf einem guten Weg sind, uns auf politische Grundsätze neu zu verständigen.

Aber es ist doch Ihre Klientel, die jetzt in anderer Weise aktiv werden will.

Ich wiederhole: Noch passiert da gar nichts. Ich kann die Ungeduld und Unzufriedenheit ja verstehen und teile sie auch – die Agenda 2010 ist im vergangenen Jahr sehr einseitig umgesetzt worden. Mit der Ausbildungsplatzabgabe, der Bürgerversicherung und Erschaftsteuer machen wir uns aber auf den Weg, diese Einseitigkeit auszugleichen.

Die Initiatoren der Wahlalternative behaupten, in Bremen seien auch SPD-Mitglieder mit von der Partie. Wenn sich am Dienstag nun wirklich eine Bremer Bewegung formiert, samt SPD-Genossen, was machen Sie dann?

Dann würde ich auf jeden einzelnen zugehen und ihn oder sie bitten, bei uns zu bleiben und mit uns über die politischen Inhalte zu streiten. Was allerdings nicht geht, ist, dass jemand in zwei Parteien Mitglied ist.

Bedeutet das, dass Sie SPD-Mitgliedern drohen, die mit der Alternative sympathisieren?

Jeder, der sich in einer anderen Partei engagiert, trennt sich selbst von der SPD. Aber ich fand die Reaktion des Parteivorstands der Bundes-SPD, Abweichler gleich mit Ausschluss zu bedrohen, auch etwas überzogen.

Was würden Sie den Menschen denn raten, die sich in der Wahlalternative engagieren möchten?

Dass sie aus der Geschichte lernen und die Linke nicht zersplittern. Sie sollen sich lieber in der SPD einbringen und in ihr um Veränderungen ringen – die wir sicherlich brauchen – und so die drohende Stärkung konservativer Kräfte zu verhindern.

Fragen: sgi