: Schnelle Busse für die Metropole
Bus und Tram sollen künftig schneller fahren. Dafür müssen Fahrgäste weiter laufen. BVG will mit Metrolinien Kunden hinzugewinnen und gleichzeitig Geld sparen. Grüne und CDU loben das Konzept
VON STEFAN ALBERTI
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) versuchen sich an der Quadratur des Kreises. Das hoch verschuldete landeseigene Unternehmen will schneller werden, 3 Prozent Kunden hinzugewinnen und zugleich Geld sparen. Das Konzept dafür heißt BVG 2005 plus, soll ab 12. Dezember gelten und läuft auf weniger Haltestellen und schnellere und häufiger fahrende Linien hinaus. „Wenn die Haltestelle künftig nicht mehr 50 Meter, sondern 250 Meter entfernt ist, dann ist das nicht der Untergang des Abendlandes“, sagte BVG-Marketingchef Tom Reinhold gestern bei der Vorstellung des Konzepts.
BVG-Vorstandschef Andreas Graf von Arnim sprach von einem „klaren und deutlichen Schnitt“. In den vergangenen Jahren sei das Netz nur in Einzelaspekten verändert und entwickelt worden. Laut von Arnim orientiert sich BVG 2005 plus stark an Fahrgastwünschen. Das zukünftige Konzept basiere auf der „systematischsten und umfangreichsten Marktforschung, die die BVG je durchgeführt hat“.
Gravierendste Neuerung sind so genannte Metrolinien bei Bus und Straßenbahnen. Sie sollen entlang wichtigen Verkehrsachsen führen und mindestens 20 Stunden täglich mindestens im 10-Minuten-Takt fahren. Als Vorbild dient ein Modell der Hamburger Hochbahn AG.
Dafür fallen voraussichtlich Haltestellen weg und auch einige Linien. Auch dünner besiedelte Gebiete sollen angebunden bleiben. Die BVG denkt jedoch an Einschränkungen zu betriebsschwachen Zeiten. Aus derzeit 160 Buslinien sollen 120 plus 20 bis 30 Metrolinien werden. Bei den Trams bleiben nach jetziger Planung von den derzeit 26 Linien neben 15 bis 20 Metrotrams noch fünf normale Strecken.
Die Metrolinien sollen sich einprägen wie derzeit U- und S-Bahn-System. Er selbst würde derzeit das Busnetz nicht verstehen, wenn er abseits seiner üblichen Wege unterwegs sei, sagte Marketingchef Reinhold.
Bei Umfragen hatten über drei Viertel der Fahrgäste schnellere Reisezeiten als zentrales Anliegen genannt. Laut Reinhold stellten sie einen höheren Takt – geringere Abstände zwischen den einzelnen Bussen und Bahnen – über eine nahe Haltestelle: Die Leute würden lieber weiter gehen, als zu warten.
Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Michael Cramer, begrüßte das Konzept. Wenn die BVG tatsächlich 3 Prozent Fahrgäste hinzugewinnt, kann er auch mit einer schlechteren Versorgung in dünner besiedelten Stadtgebieten leben. Cramer begrüßte zudem, dass die BVG die Fahrgäste über Infoveranstaltungen und das Internet (www.bvg.de/umfrage) einbeziehen will. Das Unternehmen hat für ihn mit diesem Konzept seine Hausaufgaben gemacht, die der Senat im Sommer 2003 einforderte. Cramer verlangte aber von Rot-Rot eine begleitende Verkehrspolitik mit weiteren Busspuren. „Ohne diese politischen Rahmenbedingungen wird die BVG scheitern.“
Auch CDU-Verkehrsexperte Alexander Kaczmarek sprach von einem vernünftigen Ansatz. Er zeigte sich aber skeptisch hinsichtlich der Umsetzung: Bunte Linien aufzumalen sei das eine, das neue Konzept tatsächlich zu vermitteln etwas anderes.