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Los! Gib Gas, Kleiner!

In Niedersachsen dürfen jetzt schon 17-Jährige hinters Steuer – wenn Papi daneben sitzt. Oder Christian Wulff

Beim Auto gibt es mindestens vier Vorwärtsgänge und einen Rückwärtsgang – und neuerdings auch den Alleingang, zu dem sich das Land Niedersachsen entschlossen hat. Dort können jetzt schon 17-Jährige hinters Steuer, solange sie einen Führerschein in der Tasche und einen Erziehungsberechtigten auf dem Beifahrersitz hocken haben. Vorgeblich geht es der Landesregierung um „die Sicherheit der Fahranfänger“, so Verkehrsminister Walter Hirche von der FDP. Auf eine bundeseinheitliche Regelung mag man im VW-Land nicht länger warten. Schließlich gilt es recht eigentlich, junge Käufer früher an das Produkt Auto heranzuführen.

Denn wenn jemand die „Sicherheit der Fahranfänger“ gefährdet, dann sind es die Fahranfänger selbst. Statistiken zeigen, dass gerade junge Fahrer ihre Autos gerne in skurrile Blech-Skulpturen verwandeln, je nach aktueller Hormon-Einspritzung. Ausnahmsweise müssen wir der Kritik des ADAC zustimmen: Die Gruppe der Gefährdeten wird sich erhöhen, da der Pflicht-Beifahrer kein Bremspedal zur Verfügung hat, mit dem sich Crashs verhindern ließen.

Was also hat Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) mit seiner Maßnahme wirklich im Sinn – wenn nicht die autoritäre Unterfuchtelung junger Autofahrer? Von der viel beschworenen Freiheit auf vier Rädern bleibt kaum etwas übrig, wenn nebenan die Mami quengelt oder der sternhagelblaue Daddy aus der Kneipe abgeholt werden muss. Soll ja in den besten Familien vorkommen, so was. Motorräder sind von der Regelung übrigens ausgenommen – den wohlwollenden Vater möchten wir sehen, der seine Gesundheit auf dem Sozius seines Söhnchens zur Disposition stellt.

Wahrhaft drakonische Strafen drohen jedem, der ohne erwachsene Begleitung erwischt wird. Er wird genötigt, sich dann doch bis zu seinem 18. Geburtstag zu gedulden. Und satte 50 Euro Strafe zu zahlen. Das ist der Gegenwert einer Tankfüllung. FRA

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