lokalkoloratur

Der Mann hat immer schon allerbestens gewusst, wie man sich an die Massen ankuschelt. Und was zieht man an, wenn man in Hamburg auftritt, Herbert Grönemeyer heißt und zeigen will, wie angesagt man gerade ist? Natürlich: Das Retter-T-Shirt, was denn sonst. Das allein ist ja schon extrem rebellisch: Im HSV-Stadion mit dem FC St. Pauli-Leibchen aufzutauchen: „Kauft dieses T-Shirt“ hat er bei seinem Tour-Auftritt im Volksparkstadion ausgerufen, aber nicht gesagt, ob er seine Tournee-Einnahmen dem darbenden Fußballclub zur Verfügung gestellt hat. Aber sonst ist Grönemeyer, der Herbie, selbstverständlich everybodys darling, und dass er ja sein persönliches Leid in „Mensch“ so kongenial künstlerisch verarbeitet hat, gehörte monatelang zum Standard-Repertoire jedes Partygesprächs, bis es aus den Ohren wieder herauskam. Es dürfte eine Zeit lang sogar das Preissystem der Bahn als Haupt-Smalltalk-Thema hinter sich gelassen haben. Zweieinhalb Stunden hat Grönemeyer am Dienstag geknödelt, was das Zeug hält, das muss man ihm lassen. Und dass er „Alkohol“ und „Mambo“ aus der guten Grönemeyer-Zeit in sein aktuelles Live-Repertoire aufgenommen hat, lässt fast den Groll über die monatelange Selbstinszenierung des Herbert G. vergessen. Aber nur fast. AHA