Konsenslösung schaffte keine Bedarfsdeckung

Der NRW-Ausbildungskonsens soll Modell für Deutschland werden. Seit Jahren negative Lehrstellen-Zahlen

DÜSSELDORF dpa/taz ■ Den von Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) als Alternative zur Lehrstellenabgabe vorgeschlagenen Ausbildungskonsens gibt es in NRW seit 1996. Das große Versprechen, alle ausbildungswilligen Jugendlichen mit Lehrstellen zu versorgen, hat der Konsens bis heute nicht erreicht. Jahr für Jahr bekommen tausende Schulabgänger in NRW keinen Ausbildungsplatz. Selbst nach den offiziellen Zahlen gab es zum Stichtag 31. Dezember 2003 noch rund 2.400 „Unversorgte“.

Der so genannte „Konsens“ ist eine Erfindung von Steinbrücks Vorgänger Wolfgang Clement (SPD), der vor acht Jahren noch als NRW-Wirtschaftsminister versprach: „Jeder junge Mensch in NRW, der ausgebildet werden will, wird ausgebildet.“ Clement holte deshalb Unternehmer und Kommunen zum Ausbildungskonsens an einen Tisch und nahm ihnen die Zusage ab, sich für ausreichend Lehrstellen ins Zeug zu legen. Als Gegenleistung versprach die Politik, bürokratische Ausbildungshemmnisse abzubauen.

Nach Angaben der Landesregierung ist die Vereinbarung ein Erfolg. Erst Anfang des Monats verkündete der aktuelle NRW- Wirtschaftsminister Harald Schartau (SPD): „Der Ausbildungskonsens hat auch in diesem Jahr wieder funktioniert.“ Allerdings „nur mit Holpern“, wie Steinbrück einräumt. Der große Erfolg ist für tausende junge Leute eine Katastrophe: Rund 7.000 Jugendliche waren Ende September 2003, zum offiziellen Abschluss des Ausbildungsjahres, in NRW noch ohne Lehrstelle. Für rund 1000 von ihnen gelang es durch intensives „Klinkenputzen“ bei den Betrieben doch noch einen Ausbildungsplatz zu finden. Andere Jugendliche jobben seitdem, entschlossen sich zum weiteren Besuch der Schule, gingen in eine berufsvorbereitende Maßnahme oder meldeten sich nicht mehr. In der offiziellen Statistik verbleiben die bereits erwähnten 2.400 „Unversorgten“.

Was jetzt bundesweit als Modell verkauft wird, ist mittlerweile selbst in den eigenen SPD-Reihen umstritten. NRW-Juso-Chef Kristian Kaiser kritisierte unlängst den Konsens: „Wie die Vergangenheit zeigt, ist eine freiwillige Regelung durch die Wirtschaft von vornherein zum Scheitern verurteilt.“