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Archiv-Artikel

Alles manipuliert

Greenpeace: Mit einem Trick versucht die Industrie den Markt für gentechnikfreies Futter zu vernichten

Hamburg taz ■ Die Futtermittelindustrie will Fleischvermarkter wie Edeka Nord in die Knie zwingen, die auf Futter ohne Gentechnik bestehen. Dafür spricht nach Ansicht von Greenpeace, dass die Hamburger Firma Una-Hakra nur noch Futter-Säcke ausliefert, auf denen Gen-Soja angegeben ist – selbst wenn diese gar keine genetisch veränderten Sojabohnen enthalten.

Eine entsprechende Ankündigung sei der für das Gutfleisch-Programm von Edeka produzierenden Erzeugergenossenschaft unlängst zugegangen. Una-Hakra schiebt die Verantwortung auf ihren Vorlieferanten, den internationale Bunge-Konzern. „Wir sind gehalten, das zu deklarieren, was wir bekommen“, sagt Friedrich Lührs, Geschäftsführer von Una-Hakra.

Greenpeace wirft dem Bunge-Konzern vor, er unterlaufe die seit dem 18. April in der EU geltende Kennzeichnungspflicht für genverändertes Futter. „Durch die falsche Kennzeichnung haben Landwirte keine Wahl mehr“, kritisiert Christoph Then von Greenpeace. „Sie werden von den Futtermittelkonzernen gezwungen, als Gen-Futter deklarierte Ware zu kaufen.“

Zwar kann man bei Firmen wie Bunge oder ADM, zu dem die Oelmühle Hamburg gehört, auch Futter ohne genetisch „modifizierte“ (manipulierte) Organismen (GMO) bekommen. Doch das lassen sich diese mit einem Aufpreis honorieren, der nach Ansicht von Greenpeace nicht gerechtfertigt ist.

„In Brasilien ist der größte Teil der Anbauflächen nach wie vor gentechnikfrei“, sagt Then. Stichproben von Greenpeace hätten bestätigt, dass von dort eintreffende Soja praktisch nicht mit Gen-Soja vermischt gewesen sei. Viele Futtermittel-Konzerne dagegen wollen ihre Produkte nur noch dann als gentechnik-frei klassifizieren, wenn dies lückenlos dokumentiert ist. So wird der Markt für gentechnik-freie Soja zur teuren Nische.

„Was die Industrie jetzt macht, ist vorsorglich Gentechnik draufzuschreiben, und das ist nicht erlaubt“, sagt Then. Überdies schütze die Industrie das Sorgfalts-Argument lediglich vor. Selbst wenn der Grenzwert von 0,9 Prozent GMO unvermeidbar und unabsichtlich überschritten werden sollte, gebe es für die Firmen keine Probleme. Gernot Knödler