: Schöner Wohnen im Ruhrgebiet
Seit zehn Jahren werden im Ruhrgebiet mit dem Programm „Soziale Stadt“ triste Stadtteile aufgepeppt. Städtebau- und Kulturminister Michael Vesper zieht eine positive Bilanz
AUS DÜSSELDORF NATALIE WIESMANN
Die zehnjährige Geschichte der „Sozialen Stadt“ sei eine Erfolgsgeschichte, sagte NRW-Städtebauminister Michael Vesper (Grüne) gestern in Düsseldorf. 1994 startete das NRW-Programm „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf“. Vor fünf Jahren wurde es von dem wohlklingenden Namen soziale Stadt ersetzt. „Unser Projekt ist zum Exportartikel geworden“ rühmt sich Vesper. Mittlerweile würden alle Bundesländer teilnehmen.
36 triste Stadtteile versucht man so in NRW aufzupeppen. Im Jahr 2004 hat das Land 54 Millionen Euro dafür bereit gestellt. Alimentiert wurden damit altbekannte soziale Brennpunkte wie Duisburg-Marxloh oder die Dortmunder Nordstadt. Die Stadtteilerneuerung will verhindern, dass die Viertel komplett veröden: „In Ostdeutschland hat man Stadtteile bereits abgeschrieben“, weiß Hartmut Häußermann, Professor für Stadt- und Regionalsoziologie an der Berliner Humboldt-Uni.
Auch dem Revier wird wie dem Osten ein starker Bevölkerungsrückgang vorhersagt. Eine neue Studie des Berlin-Instituts bezeichnet das Ruhrgebiet als „größte westdeutsche Abstiegsregion“. 2020 würde die Bevölkerungszahl um eine halbe Million auf 4,8 Millionen Menschen zurückgehen. Das einstige Zentrum der Schwerindustrie werde 2020 einer der am stärksten überalterten Regionen Westdeutschlands sein.
Mit dem Programm „Soziale Stadt“ habe die Politik angefangen, Stadtteile durch bauliche Maßnahmen und soziokulturelle Projekte lebenswerter zu machen, so Vesper. Es gehe auch darum, das Image der Städte und Stadtviertel zu verbessern. „Das Selbst- und Fremdbild ist entscheidend“, glaubt der Minister. Bei der Aufwertung eines Stadtteils spiele die Integration der jugendlichen MigrantInnen eine große Rolle.
„Wir wollen Slums verhindern und soziale Verhältnisse stabilisieren“, sagt der städtebaupolitische Sprecher der grünen Landtagsfraktion, Thomas Rommelspacher. Junge MigrantInnen dürften nicht den Anschluss an die Gesamtgesellschaft verlieren. So werden bei der Sozialen Stadt KünstlerInnen aus den Stadtvierteln engagiert, die an Grundschulen Musik- oder Theaterprojekte realisieren.
Auf intensive Nachfrage wurden weitere Erfolge des Projekts genannt: In Dinslaken versuche man ein Bürgerzentrum mit dem Einzelhandel zu verknüpfen, denn „auch die lokale Wirtschaft soll gestärkt werden“, so Vesper. Im Gelsenkirchener Stadtteil Schalke-Nord wurden auf einer großen Brachfläche neue Wohnungen gebaut und Gewerbe angesiedelt. Und die Akteure in Duisburg-Hochfeld versuchen mit der Parole „Duisburg an den Rhein“ den Zugang zum Wasser zu erweitern.
Projekte der „Sozialen Stadt“ werden dann beendet, wenn der vom Landesprogramm engagierte Stadtteilmanager in Absprache mit Stadt und Ministerium befindet, dass die Projekte selbstständig weiterlaufen können. Deshalb wird in Gelsenkirchen demnächst nicht mehr Schalke Nord, sondern der Stadtteil Süd-Ost gefördert. In Hagen werden die Gelder der „Sozialen Stadt“ bald nach Altenhagen fließen. Das zuvor unterstützte Viertel Vorhalle könne sich jetzt selbstständig auf den Beinen halten, heißt es im Bauministerium.