: Kiel geht jetzt ins Wasser
Studie untersucht die „maritimen Zukunftschancen Schleswig-Holsteins“. Landeschefin Heide Simonis auf der Suche nach der Wollmilchsau und mehr Arbeitsplätzen
Kiel taz ■ Die Zukunft Schleswig-Holsteins liegt im Meer. Das zumindest war die Botschaft, die gestern im Kieler Yacht-Club bei der Vorstellung der Studie „Zukunft Meer“ verbreitet wurde. Erarbeitet wurde die Studie, die auf 300 Seiten „maritime Daten und Fakten für das Land“ versammelt, vom Kieler Institut „dsn Projekte – Studien – Publikationen“ im Auftrag der Staatskanzlei. Sie ist das erste Resultat des im vergangenen Herbst von Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) angestoßenen Projekts „Zukunft Meer“ – von dem sich Simonis „mehr Innovation, mehr Forschung und mehr Arbeitsplätze“ verspricht. So eine Art eierlegende Wollmilchsau für das nördlichste Bundesland also.
„Das Thema ist ein Glücksfall“, erklärte Simonis dann auch gleich zu Beginn. Dafür sprächen gleich mehrere Faktoren: Der maritime Sektor sei einer der „zukunftsträchtigen überhaupt“ und Schleswig-Holstein sei bereits jetzt Deutschlands „Meeresland Nummer eins“. Zudem wird die Ostsee mit der EU-Osterweiterung zum „EU-Binnenmeer“ – und damit zum Markt der Zukunft. Und weil sich alles so gut fügt, will Simonis nun im Juni in Brüssel mit EU-Vertretern darüber verhandeln, ob und wie ihr Land „Maritime Europäische Modellregion“ werden kann – was EU-Mittel bringen würde.
Als Argumentationshilfe gereicht Simonis dabei die Studie, die 22 Projekte für die maritime Zukunft des Landes auflistet. Dazu zählen laut Ralf Duckert vom Institut dsn etwa ein „International Education Center für maritime Themen“ oder eine „Forschungsplattform für Offshore-Windtechnologie“. Aber Duckert hat mit „140 Experten aus dem maritimen Bereich“ auch Projekte wie das „Schulsegeln“ – bei dem Sportunterricht auf Jollen verlegt wird – oder eine Kooperation zwischen dem Institut für Meereswissenschaften und der Ocean University of Qingdago vorgeschlagen.
Zudem werden in der Studie sieben Strategiefelder aufgezeigt, um die sich die Landesregierung „mittelfristig kümmern sollte“, weil sie Chancen für wirtschaftliches Wachstum bieten. Dazu gehören etwa die maritime Sicherheit, der Tourismus oder die Werften und Zulieferer. Und auch dazu, wie dieses „Kümmern“ aussehen könnte, lieferte das Institut dsn einen Vorschlag: Ein „maritimer Beauftragter“ soll sich für die Belange der Branche einsetzen.
Ob die Landesregierung diesem Vorschlag des Instituts allerdings folgt, ist noch nicht klar. Fest steht nur, dass der maritime Beauftragte nicht in der Staatskanzlei angesiedelt werden soll, denn das wäre laut Simonis „zu hoch gehängt“. Und auch welche Mittel für die in der Studie vorgestellten Projekte zur Verfügung stehen, kann die Ministerpräsidentin noch nicht beziffern – die Regierung will erst den Kongress „Zukunft Meer“ im Juni abwarten und dann einen Monat später beschließen, was mit welchen Mittel gefördert wird. TIMM SCHRÖDER
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