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Archiv-Artikel

Wachen nachts zu: geteiltes Echo

Elf von 18 Polizeirevieren bleiben künftig über Nacht geschlossen. Die Beamten sollen „auf die Straße“. Schwachhausen nimmt’s gelassen, aber Vegesack köchelt

Von ede

Bremen taz ■ „Wir waren erstaunt über das geringe Bürgerinteresse“, sagte der Schwachhauser Ortsamts-Vize, Ernst Kittlaus, im Anschluss an die Beiratssitzung am Donnerstagabend. Dort war die am Vortag bekannt gegebene nächtliche Schließung bremischer Polizeireviere Thema, doch kein Dutzend BürgerInnen war erschienen. Obwohl auch die Wache Schwachhausen künftig von 20 bis 8 Uhr zubleibt.

Die „nachts zu“-Pläne des Lenkungsausschusses, dem Innensenator Thomas Röwekamp (CDU) vorsitzt, betreffen elf von insgesamt 18 bremischen Polizeirevieren. Rund um die Uhr geöffnet bleiben danach lediglich die Reviere Neustadt, Innenstadt, Walle, Vahr, Osterholz, Lesum und Blumenthal.

„Wir kürzen aber nicht, wir bauen nur um“, erklärt der Sprecher des Innenressorts die Pläne, die zum kommenden Jahr umgesetzt werden sollen. Bei Notrufeinsätzen gelte auch weiterhin: „In acht Minuten spätestens ist die Polizei vor Ort.“ Die Streifenwagen bleiben den Ortsteilen erhalten, sie werden auch nachts unterwegs sein. Die Polizisten, die bald nicht mehr auf der Wache warten müssen, um nur durchschnittlich vier Ratsuchenden zu helfen, sollen künftig auf der Straße Dienst machen.

Im Ortsteil Schwachhausen heißt das, dass dort statt derzeit drei künftig fünf Kontaktbereichsbeamte auf der Straße unterwegs sind. „Einer davon speziell für Jugendliche“, sagt Kittlaus. Das sei gut – und offenbar seien auch die Bürger nicht beunruhigt. Die Strategie des Innensenators, den Umbau in einer gemeinsamen Kommission mit direkter Beteiligung der Polizei zu planen, scheine Früchte zu tragen.

Tatsächlich trommelt in der Polizei niemand laut gegen die neuen Pläne – und auch der frisch gewählte Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft GdP, Horst Göbel, mahnt nur eine gute Umsetzung der Strukturreform an: „Kolleginnen und Kollegen, die aus Umzugskartons leben und in Baustellen arbeiten müssen, wird es mit uns nicht geben.“

Keine Aufregung herrscht derzeit auch im Ortsteil Horn, wo der Beirat sich kommenden Donnerstag mit der künftigen „nachts zu“-Lage an der Wache beschäftigen wird. Anträge, die auf besondere Kritik an den Plänen schließen ließe, liegen nicht vor. Auch in Horn rechnet man mit zusätzlich zwei Beamten im Tagesdienst auf der Straße: Einer für den Verkehr und ein weiterer für die Jugendlichen. Ortsamtsleiter Ulrich Mix findet das gut.

Unzufriedenheit herrscht dagegen in Vegesack. Dort hat der Beirat am vergangenen Donnerstag „den Tagesordnungspunkt Polizei spontan aufgerufen“, wie Ortsamtsleiter Reiner Kammeyer berichtet. Dabei sei „große Irritation“ darüber laut geworden, dass nun das nördliche Revier Blumenthal nachts auf bleiben soll – das „Oberzentrum Vegesack mit über 50 Prozent der nächtlichen Einsätze im Norden“ aber nicht. ede