: Amok in der Schule
Das Carrousel-Theater bringt ein schwieriges Thema auf die Bühne
„Du Opfer“: Die Beschimpfung hat Konjunktur an Berliner Schulen. Wie Gewalt in der Sprache beginnt, in der Verweigerung von Zugehörigkeit und Sicherheit, in Ausgrenzung und im Schweigen darüber; wie sie sich unter einer alltäglichen Decke von Normalität tarnt und doch zu erkennen gewesen wäre, hätte man es nur wissen wollen – das können Schüler, Lehrer und Eltern in dem Stück „Ich knall euch ab“ sehen.
Der Regisseur Sewan Latchinian hat die alte Turnhalle neben dem Carrousel-Theater als Aufführungsort gewählt. Ein Ort, der nach Wettkampf und Niederlagen riecht. Sein Stück bleibt eng an der Vorlage, dem Buch des amerikanischen Autors Morton Rhue, der Recherchen nach dem Schulmassaker von Littleton als Ausgangspunkt für seine Aufzeichnungen nahm.
Wie wurde Gewalt erlebt und reflektiert, was hat sie angerichtet im Leben der Betroffenen und was für immer zerstört? Das vor allem fanden die Besucher der ersten Aufführung wichtig: dass, anders als im Fall von Robert Steinhäuser, der vor zwei Jahren in Erfurt Amok lief, nicht nur die Figur eines Täters im Mittelpunkt steht, sondern die Aufmerksamkeit vor allem jenen gilt, die mit so einer Tat weiterleben müssen.