: Irakisch-israelische Beziehungen
Bereits vor der Gründung Israels schickte Bagdad Truppenverstärkung für das „Komittee zur Verteidigung Palästinas“. König Ghasi machte sich für die Gründung eines unabhängigen Palästinas stark, solange die arabische Bevölkerung in der Mehrheit war. Die Teilungsidee war für den Irak inakzeptabel: „Jeder, der erwägt, einen solchen (geteilten arabischen) Staat anzuerkennen“, sagte Premierminister Said Hikmat Suleiman, würde „aus der arabischen Welt ausgestoßen“.
Die antizionistische Haltung des Irak hatte auch wirtschaftliche Gründe. In den Dreißigerjahren festigten sich die Handelsbeziehungen zu Palästina. Große Teile des Ölexports wurden bis 1948 über den Hafen in Haifa transportiert. Im April 1941 kam der als besonders pro-nazideutsch geltende Raschid Ali an die Macht, gegen den die am westlichen Ufer des Tigris stationierten britischen Truppen vorgingen.
Im Juni 1941 fielen rund 170 irakische Juden einem blutigen Pogrom zum Opfer. Juden verloren ihre Posten in öffentlichen Ämtern, Ärzte durften nicht mehr praktizieren, jüdische Banken wurden geschlossen, Studenten zwangsexmatrikuliert. Wenigen tausend Juden gelang mit Hilfe der Hagana (jüdische paramilitärische Truppe) via Kurdistan die Flucht nach Palästina. Die Mehrheit der jüdischen Gemeinde, die weltweit mit 137.000 Mitgliedern zu den größten und ältesten gehörte, blieb vorerst im Land.
Irak weigerte sich nach dem Israelischen Unabhängigkeitskrieg als einziger arabischer Staat, ein Waffenstillstandsabkommen zu unterzeichnen. 1950 und 1951 wurden Gesetze erlassen, die eine Auswanderung unter Verlust der Staatsbürgerschaft sowie der Konfiszierung allen Besitzes legalisierten. Bis Ende 1951 hatten 120.000 Juden das Land verlassen.
Die in Jordanien stationierten irakischen Truppen wurden 1956 aufgestockt, wenn auch nicht eingesetzt. Ende der Fünfzigerjahre lockerten sich die irakisch-israelischen Beziehungen kurzfristig angesichts des gemeinsamen Feindes: des nasseristischen Ägypten. Israel lieferte Geheimdienstinformationen für die Freilassung jüdischer Gefangener im Irak.
Offiziell auch zum Schutz gegen irakische Truppen, die 1967 doch noch einmal zum Einsatz kamen, errichtete die Regierung der Sozialistin Golda Meir unmittelbar nach dem Sechstagekrieg die ersten jüdischen Siedlungen entlang des Jordans. Auch im Jom-Kippur-Krieg 1973 kämpften irakische Soldaten Seite an Seite mit Palästinensern und Syrern gegen Israel.
Während zumindest die so genannten neuen Historiker die Rolle des Iraks während der Kriege als marginal bezeichnen, so bedrohte das moderne Bagdad den Judenstaat deutlich konkreter.
Bagdad bot der palästinensischen Terrorszene Asyl und forcierte das Atomforschungsprogramm, dem jedoch 1981 der damalige israelische Premierminister Menachem Begin ein vorläufiges Ende bereitete, indem er den Reaktor bombardieren ließ. Zehn Jahre später flogen umgekehrt rund vierzig irakische Raketen überwiegend in Richtung Tel Aviv. Israel sah infolge US-amerikanischen Drucks von Vergeltungsmaßnahmen ab. SUSANNE KNAUL