: Hitlos glücklich
Bis die Welt gerecht ist, muss Tenfold Loadstar in kleinen Clubs gastieren. Zum Beispiel in der Lila Eule
Es gibt sie, diese Musik, bei der Musikfans und -kritiker immer seufzen: „In einer besseren Welt wäre das ein Hit.“
High From Down von Tenfold Loadstar, die am vergangenen Samstag in der Lila Eule gastierten, ist so ein Stück Musik. Im Grunde ein Stück Dreampop, wie es vergleichbare bereits in den Charts gegeben hat. Mädchenhafte Stimme, ein eingängiges Gitarrenriff und ein Refrain, der dir gleich vertraut erscheint und dich nicht wieder verlässt.
Dass Tenfold Loadstar keine Hits haben, liegt aber nicht nur am fehlenden Werbebudget ihrer Plattenfirma. Vielmehr sind es die kleinen Exzentrizitäten, die diese Musik erst richtig himmlisch machen – und zugleich einem größeren Publikums-Erfolg wohl im Wege stehen.
Ihren Dreampop und Countryrock verquicken sie – zumindest auf Platte – mit charmant rumpelnder Elektronik. Und psychedelisch anmutende Blockflötensoli sind auch nicht dazu angetan, die Massen zu erobern.
Caro Garskes Stimme mag mädchenhaft sein, ihr Gesang hat allerdings etwas Unterkühltes, Stilisiertes, das sich am mal verträumten, mal lospreschenden Charakter der Songs reibt. Mit ihrer Bühnenpräsenz verhält es sich entsprechend. Ihr Blick schwebt über dem Publikum, manchmal weise und zufrieden lächelnd. Mitunter auch mal mit dem Menschen hinterm Mischpult kommunizierend. Aber nie direkt mit dem Publikum.
Diese kühle Abgeklärtheit mit der sie minutenlang seltsame Geräusche mit ihrer Stimme macht ohne eine Miene zu verziehen, um dann gegen Ende des Songs – vermutlich doch noch auf eine Schwingung seitens des Publikums reagierend, über die Absurdität dieser Tätigkeit zu lächeln – das fasziniert und überwältigt.
Man fängt unweigerlich an mit ihr zu grinsen. Aber es ist doch so speziell, dass es nur in kleinen Clubs wie der Lila Eule funktioniert. Und darum ist es gut, dass die großen Hits ausbleiben. So sehr Tenfold Loadstar sie auch verdient hätten.
DIETER WIENE