: Sterbehilfe für Eimsbüttels SPD
Kontakte zu langjährigem Kusch-Mitarbeiter Seidel bringen SPD-Bundestagskandidaten Ilkhanipour in Bedrängnis. Seidel öffnete ihm Tür zu Hamburgs nobelstem Segelclub. Ilkhanipour spricht von Stimmungsmache politischer Gegner
Bei den zerstrittenen Sozialdemokraten im Kreis Eimsbüttel ist der Festtagsfrieden bereits wieder beendet. Pünktlich zum neuen Jahr – und zwei Wochen vor der Entscheidung über eine Mitgliederbefragung im Kreisverband über den Bundestagskandidaten – gibt es neue Vorwürfe gegen den zurzeit nominierten Danial Ilkhanipour. Der 27-Jährige habe wenig vertrauenswürdige Kontakte, raunen böse Zungen, unter anderem zu Guy Seidel.
Seidel war Geschäftsführer der Kusch-Partei „HeimatHamburg“ von deren Gründung im Mai 2006 bis zu ihrer Auflösung nach der erfolglosen Bürgerschaftswahl im Frühjahr 2008. Noch bis zum Sommer war der 29-Jährige im Sterbehilfe e. V. des ehemaligen CDU-Justizsenators Roger Kusch aktiv. Ilkhanipour nennt es „eine lockere Bekanntschaft von früher“. Er habe „seit vier oder fünf Jahren keinen Kontakt mehr“ zu Seidel, sagte er am Sonntag auf Anfrage der taz.
Tatsache ist allerdings, dass Seidel im Herbst 2002 für Ilkhanipour bürgte, als dieser seine Aufnahme in den noblen Norddeutschen Regattaverein (NRV) an der Außenalster begehrte. Deutschlands größter Segelclub verweist in seiner Eigendarstellung auf eine seit der Gründung 1868 währende Geschichte, in der„hanseatisches Selbstverständnis und Stolz auf die Historie harmonieren“.
Und wer da mitsegeln möchte, braucht die Unterstützung zweier „Paten“. Einer von Ilkhanipours Unterstützern war der Politikstudent Seidel, seinerzeit Vorsitzender des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) in Hamburg und Mitglied im Studierendenparlament an der Universität. Dort habe er Seidel „flüchtig kennengelernt“, sagt Ilkhanipour heute: „Ich habe schon immer gern überparteilich gearbeitet.“
Dass Seidel später Mitarbeiter der CDU-Fraktion in der Bürgerschaft wurde und sich danach auf die Seite von Kusch schlug, der im März 2006 von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) unehrenhaft entlassen wurde, sei für ihn nicht abzusehen gewesen. Seidel, der seit Sommer 2008 als presserechtlich Verantwortlicher des Hamburger Schülermagazins Politikpool firmiert, war am Sonntag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Ilkhanipour vermutet, dass „innerparteiliche Gegner“ diese Informationen jetzt gezielt streuen, „um gegen mich Stimmung zu machen“. Am 14. Januar will der Kreisvorstand der Eimsbütteler SPD entscheiden, ob der Bundestagskandidat im Wahlkreis durch eine Mitgliederbefragung ermittelt werden soll. Im November hatte der Jurastudent sich auf einem Kreisparteitag überraschend gegen seinen Konkurrenten Niels Annen durchgesetzt. Seine Gegner, die ihm unlautere Methoden vorwarfen, fordern deshalb einen Basisentscheid. SVEN-MICHAEL VEIT