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Archiv-Artikel

Teure Sprengung

Ursachenforschung nach Pannenserie. Wiederanfahren der Raffinerien dauert bis zu einer Woche. Feuerwehr: Fatales Hindernis nicht in Hafenkarte verzeichnet

Hamburg taz ■ Nach der Pannenserie beim Sprengen eines 256 Meter hohen Kraftwerksschlotes in Hamburg (taz berichtete gestern) läuft nun die Ursachenanalyse. Beim Versuch, den Schornstein kostengünstig kleinzukriegen, war in zwei Raffinerien der Strom ausgefallen und ein Feuerlöschboot gesunken.

Durch „sehr unglückliche Umstände“ sei ein fest in den Schornstein eingebautes Metallgitter in eine Schaltanlage geschleudert worden, hieß es bei der Sprengfirma TVF Thyssen Veag Flächenrecycling. „Das kann man nicht vorausberechnen.“ Der so entstandene Kurzschluss verursachte eine kurze Spannungsschwankung im städtischen Stromnetz und einen Ausfall der Versorgung der Raffinierien, die direkt an die Schaltanlage angeschlossen waren.

Die komplexen Produktionsabläufe in den Raffinerien von Holborn und Shell wurden per Notabschaltung gestoppt, das weiter entstehende Gas abgefackelt. Die Produktion wieder vollständig in Gang zu bringen, werde bis zu einer Woche dauern, sagte Frank Heyder von der Holborn Europa Raffinerie. Den Schaden schätzte er auf mehrere Millionen Euro.

Unklar ist zurzeit, wer für die Havarie des Feuerlöschbootes „Brandmeister Krüger“ aufkommt. Das Schiff war Samstag zusammen mit dem Löschboot elf zur Holborn-Raffinerie beordert worden, weil wegen des Stromausfalls die Kühlung einer Anlage ausgefallen war. Um Wasser aufzunehmen hätten beide Schiffe an einer offiziellen „Einspeisungsstelle für Löschwasser“ festgemacht, so die Version von Feuerwehrsprecher Gerd Bramkamp. Aufgrund einsetzender Ebbe bei gleichzeitiger Wasseraufnahme bohrte sich der Stahlträger einer Spundwand durch den Schiffsrumpf. Das aufgespießte Schiff schlug Leck und kenterte. „Wenn die Pumpen mit Vollkraft laufen, hört man das nicht sofort“, sagt Bramkamp.

Sollte das Schiff nicht mehr zu reparieren sein, brauche die Feuerwehr für drei Millionen Euro ein neues. Bei der Feuerwehr fragt man sich, warum die Spundwand nicht in den Hafenkarten verzeichnet ist. Aus Sicht der Wirtschaftsbehörde hat das Oberhafenamt durch Pfähle und Schilder „sehr deutlich gemacht, dass das kein Platz zum Anlegen ist“. Es sei nicht üblich, so etwas in den Karten zu verzeichnen, sagte Behördensprecher Christian Saadhoff. knö/ KVA