: Raus aus meinem Uterus!
In Amerika demonstrieren die Frauen für das Recht auf Abtreibung. Hierzulande ist dieses Recht nicht in Gefahr
Eine Demo mit gut 800.000 Teilnehmern, Transparente mit Aufschriften wie „Raus aus meinem Uterus“ oder „Abtreibungen müssen legal bleiben“. Am Rande der Proteste die Gegendemonstranten, die mit Tinte gefüllte Plastikeier auf die Plakate der Kundgebungsteilnehmer werfen und Sprüche wie „Abtreibung tötet Babys“ skandieren. Was wie ein Szenario aus der Hochzeit feministischer Kämpfe in den 70er-Jahren anmutet, liegt nur zwei Tage zurück: Washington im Jahr 2004, hunderttausende von Frauen auf der Straße, darunter Promis wie Whoopi Goldberg und sogar die sonst eher dezent ihre Meinung kundgebende Senatorin Hillary Clinton. Sie demonstrierten, um gegen die frauenfeindliche Familienpolitik von George W. Bush zu kämpfen, der nun sogar ein höchstrichterliches Urteil zum Recht auf Abtreibung aus dem Jahr 1973 zu kippen versucht.
Nirgendwo in Deutschland, noch nicht einmal in erzkonservativen Städten, muss man dieses Szenario heute, im Jahr 2004, fürchten. Der Erfolg jahrzehntelanger Kämpfe und Debatten um das Selbstbestimmungsrecht der Frau, ihren Schutz ebenso wie den des Kindes – sie sind weitgehend unangetastet, von einem gesellschaftlich breiten Konsens gestützt, in den Paragrafen 218 bzw. 219 geregelt. Ein Rollback droht hier – zum Glück – nicht. Selbst nicht durch die jüngsten Diskussionen um die so genannte Pille danach oder eine Neuregelung der Spätabtreibung.
Alles gut, alles besser also in Deutschland? Nicht ganz. Gynäkologen wie Friedrich Stapf, der sich vehement für das Recht auf Abtreibung einsetzt, ist heute mit einem ganz anderen Problem konfrontiert: Das Alter der Frauen, die Schwangerschaften abbrechen, sinkt. Mittlerweile ist fast ein Viertel unter 18 Jahre alt. Als Grund nennt Stapf fehlendes Bewusstsein und Aufklärung über Verhütung. Mit den zwei, drei Lebensschützern, die immer noch vor seiner Praxis versuchen, Frauen unter extremen psychologischen Druck zu setzen, hat er sich abgefunden. SL