lokalkoloratur

Irgendwie war er der ewige Juso. Nicht so wie der Kanzler, dem heute ja niemand mehr abnimmt, dass er mal Begriffe wie Stamokap-Theorie in den Mund nahm und gar gewusst haben soll, was das Wort bedeutet. Norbert Gansel wirkt dagegen selbst mit seinen 63 Jahren immer noch so ein bisschen wie der Studienrat zur Anstellung, der in seiner Freizeit als Jungsozialist gelegentlich systemkritisch vor sich her theoretisiert. Dabei hat der Kieler seinen Praxistest an sich längst bestanden. Nicht im Bundestag, wo man sich ja auch als relativ lebensuntüchtiger Mensch hervorragend durchmogeln kann (Guido Westerwelle, Rezzo Schlauch), aber als Kieler Oberbürgermeister. Ein Job, der Handfestigkeit verlangt. Gansel hat das sechs Jahre lang gemacht, bevor er genervt von der Kieler SPD das Handtuch warf: Gestern war sein letzter Arbeitstag als OB. Was ihm nachträglich wohl noch schmeichelt: Kaum ist er weg, verliert die SPD die Stadt. Und so übernimmt heute auf Gansels Stuhl eine CDU-Frau das Ruder: Angelika Volquartz ist mit grünem Segen die neue Regentin im roten Kiel. Matrosenaufstände sind nicht zu erwarten. AHA