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Archiv-Artikel

Servus Stiftungsdorf

Keine Seniorenanlage mit Kinder-Anschluss wird es geben auf dem Ex-Schulgelände „Lothringer Straße“, aber ein Mehrgenerationenprojekt sei sein Bauvorhaben auch, findet der Investor

„In Anbetracht dieser Summe sind mir die Argumente ausgegangen“

taz ■ Eigentlich wurden gestern in der ehemaligen Schule an der Lothringer Straße in Schwachhausen nur Bebauungspläne vorgestellt. Doch weil der Verkauf des citynahen Sahneschnittchens an einen privaten Investor in den letzten Wochen für Zoff gesorgt hatte (die taz berichtete), war die Pressekonferenz außergewöhnlich hochkarätig besetzt.

Zugegen waren sowohl der Geschäftsführer der stadteigenen Gesellschaft für Bremer Immobilien (GBI), die im Auftrag der Stadt den Verkauf abgewickelt hatte, als auch die beiden Chefs der beiden Unternehmen, die dort bauen wollen sowie gleich drei Architekten. Wer allerdings fehlte, waren die Politiker, die dem Verkauf zugestimmt hatten, obwohl sich sowohl das Planungsamt als auch die Stadtteilpolitiker geschlossen für einen Verkauf an die Bremer Heimstiftung ausgesprochen hatten. Die wollte auf dem Grundstück ein „Stiftungsdorf“ bauen: Eine Anlage für Senioren, die dadurch attraktiv sein sollte, dass auf dem Gelände mit der Kinderschule, einem Kindergarten, der Freien Kunstschule und anderen interessierten Projekten das Leben tobt. Doch konnte die Heimstiftung nur 1,9 Millionen Euro auf den Tisch legen, während die Bietergemeinschaft aus „Bremer Baugesellschaft“ und der „DOMINO Projektentwicklungsgesellschaft“ 3,6 Millionen bot. „Mir sind in Anbetracht dieser Summe die Argumente ausgegangen“, brachte die bildungspolitische Sprecherin der SPD, Ulrike Hövelmann, das Dilemma der Koalition auf den Punkt. Dabei stand im Wahlprogramm der SPD: „Wir wollen das Gelände für ein Mehrgenerationenprojekt nutzen“.

Das wollen wir auch, sagte der Geschäftsführer der Bremer Baugesellschaft, Holger Budelmann. „Wir bauen für drei Generationen – die Heimstiftung hätte nur für eine gebaut.“ So werde es eine Kindertagesstätte mit Platz für 80 Kinder geben, Wohnungen für Familien und Einheiten, die auch für pflegebedürftige Senioren geeignet sind – wenn sie es sich denn leisten können. Budelmann versicherte, dass man „bezahlbaren Wohnraum“ anbieten wolle, ohne zu diesem Zeitpunkt bereits Preise nennen zu können. Wirklich günstig kann es aber nicht werden, denn es handelt sich um „hochwertigen Wohnungsbau“ in erstklassiger Lage: Drei Gebäudekomplexe in der modernen Variante des Bremer Hauses gruppieren sich um einen kleinen Park, unter dem die Autos elegant in einer Tiefgarage verschwinden.

Keinen Platz wird es mehr geben für die Freie Kunstschule, deren Räume abgerissen werden, ebenso wie eine Turnhalle, für die es aber Ersatz geben soll. Auch die Kinderschule, deren Grundstück an die Wohnanlage anschließt, wird vorerst bleiben. Nur die riesige Spielfläche, auf der die Grundschulkinder noch toben, wird wesentlich eingeschränkt. Eiken Bruhn