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Archiv-Artikel

„im volkspark friedrichshain versteckten sich die russischen panzer“

Waltraut Krugler wohnte im Block C-Nord, Stalinallee: „Die Kinder bekamen es natürlich nicht mit, aber mein Mann erzählte schon vor dem 17. Juni, dass es in seinem Betrieb brodelte. Er selbst war von der Normenerhöhung nicht betroffen, und am 17. Juni hatte er Urlaub, weil wir den Geburtstag unserer Tochter feiern wollten. Wir wohnten damals noch im dritten Stock. Von dort aus sahen wir, dass im Block gegenüber eine Frau ihre rote Fahne nahm und sie schwenkte. Die Demonstranten brüllten von unten: „Du alte Kommunistensau, wir kommen gleich hoch!“ Zornig wurden die Arbeiter deswegen, weil sie wussten, nur die Parteigenossen hatten die schönsten Luxuswohnungen. Die Leute, die

wirklich arbeiteten, wurden mit billigem Lohn abgespeist. Daher kam ihre Wut – sie wollten Lohnerhöhung. Dass hier auch andere Leute als Genossen wohnten, wussten sie nicht. Ich bin mit meiner Geburtstagstorte immer von der Küche zum Zimmer, so nervös war ich! Der Besuch konnte gar nicht mehr in die Stadt kommen, weil die S-Bahn nicht fuhr. Tage später gingen wir spazieren. Im Volkspark Friedrichshain beim Krankenhaus versteckten sich die russischen Panzer.“

Tochter Edeltraut Rosenbaum: „Der 17. Juni war mein erster Geburtstag nach unserem Umzug nach Berlin. An diesem Tag wurde ich 12 Jahre alt. Meine Schwester Christel und ich gingen zur damaligen Zeit in die Eckertstraße zur Schule. Auf dem Weg nach Hause – an der Fruchtstraße – kamen wir nicht mehr über die Straße. Zwischen Frucht- und Koppenstraße war eine große Menschenmasse versammelt. Aber genau dort befand sich der Eingang zu unserem Block. Die Bauarbeiter waren aufgebracht. Wir Kinder hatten große Angst, nicht in unser Haus zu gelangen. Es war viel zu gefährlich, den vorderen Eingang zur Stalinallee zu benutzen, so gelangten wir über die Palisadenstraße durch den hinteren Eingang nach Hause. Meine Eltern waren froh, als wir in der Wohnung waren. Ein aufregender Geburtstag!“