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Archiv-Artikel

empfänger unbekannt Quo vadis, Marke?

Spenden willkommen – aber für wen? Die Entscheidung, wer den Erlös aus dem Spendenzuschlag der Sonderbriefmarke „50. Jahrestag des Volksaufstands am 17. Juni 1953“ erhält, wird erst in sechs bis acht Wochen gefällt. Ein bisschen spät: Das Wertzeichen (55 Cent Porto, 25 Cent Spende) ist seit letzter Woche im Handel. Fest steht, dass Opfer der SED-Diktatur profitieren sollen. Doch wer genau, weiß keiner.

Unklar ist auch, wer die Panne verschuldet. Zwar gibt der Finanzminister die Marke heraus. Doch die Idee mit dem Spendenzuschlag kam vom Bundespräsidenten. Und stieß, wie es heißt, auf wenig Gegenliebe: „Johannes Rau hat die Marke durchgeboxt“, erinnert sich Wolfgang Maassen, Chefredakteur der Zeitschrift Philatelie. Den anderen Beteiligten sei es darum gegangen, auf das Thema 17. Juni aufmerksam zu machen. Zu diesem Zweck kam der Zuschlag ungelegen: Von einer Spendenmarke werden nur 2 bis 3 Millionen Stück verkauft, Sondermarken ohne Zuschlag kommen dagegen auf bis zu 50 Millionen Exemplare. Doch mit dem Bundespräsidenten anlegen wollte sich wohl niemand.

Die Verzögerung will man im Präsidialamt aber nicht verantworten. Referatsleiter Torsten Bischoff: „Die Entscheidung darüber, wer das Geld bekommt, fällt die Bundesregierung.“ Die Union feixt: Für den CDU-Abgeordneten Jürgen Gehb steht fest: „Eichel und seine angebliche Akuratesse – der ist in meinen Augen der Oberpharisäer.“

Und was passiert einstweilen mit den Spenden? Auch hier herrscht offenbar Zwist: Im Präsidialamt heißt es, das Geld könne auf einem Konto der „Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ geparkt werden – „wahrscheinlich.“ FELIX SERRAO