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Archiv-Artikel

Den Keil umgehen

Schulische Kammern diskutierten über das umstrittene Lehrerarbeitszeitmodell. Eltern sind besonders verärgert über Absage von Klassenreisen

Die fürs neue Schuljahr geplante Bedarfsabsenkung um 3,5 Prozent wird an allen Schulformen spürbare Verschlechterungen bringen, dass machte eine Podiumsdiskussion der drei schulischen Kammern von Eltern, Lehrern und Schülern am Montagabend in der Aula des Margarethe-Rothe-Gymnasium deutlich. Einig ist man sich aber nicht in allen Punkten: So tut sich über die Beurteilung der Protestaktionen ein Konflikt zwischen Eltern und Lehrern auf.

„Ich habe die große Sorge, dass es der Politik gelingt, Keile zwischen Eltern und Lehrer zu treiben“, sagte die Elternvereinsvorsitzende Karen Medrow-Struß. „Der Keil ist schon da“, entgegnete eine Elternvertreterin, die sich über von Lehrern abgesagte Klassenreisen empörte. Dies zu tun, sei ein „Schlag ins Gesicht“ der Eltern und Schüler.

„Klassenreisen erleichtern die Arbeit langfristig. Wir müssen darauf achten, die Dinge, die Spaß machen, weiter zu tun“, sagte der Schulleiter Rainer Hencke vom Gymansium Groothmoor, der die Ansicht vertrat, dass die Einsparungen im Wesentlichen über besagte Bedarfsabsenkungen zu erreichen seien. So habe sein Gymnasium an sich Anspruch auf vier neue Lehrer gehabt, die er jetzt nicht bekomme. In Folge seien Leistungskurse mit 24 Schülern „schon normale Frequenzen“.

Deutlich drastischer beschrieb die Harburger Grundschulleiterin Hiltrud Blaske die Lage. Angesichts der niedrigen Bewertung der Grundschulpädagogik mit Faktor 1,3 müsste jeder Lehrer an ihrer Schule mehr arbeiten. Um die alte Zahl an Teilungs- und Förderstunden zu erlangen, müsse sie künftig 1 bis 2 Schüler mehr in jeder Klasse haben.

„Ich warne davor, die Qualität von Schule an Klassenreisen fest zu machen“, sagte der Jenfelder Schulleiter Peter Braasch. In Folge des Lehrerarbeitszeitmodell bestehe durchaus die Gefahr, dass auch berufsvorbereitende Praktika künftig entfielen, weil Schulleiter gezwungen seien, jede nicht gegebene Stunde bei Abwesenheit der Schüler in Minuskonten aufzuaddieren. Braasch, der eine Haupt- und Realschule leitet, beklagte auch für seine Schulform einen Abbau von Teilungsstunden, betonte, dass er ein „großes Problem inhaltlicher Art“ in den zeitgleich verordneten neuen Bildungsplänen sehe, die leider „gymnasial geprägt“ und von Personen verfasst seien, die keine Erfahrung mit Haupt- und Realschulen hätten. So sei nicht klar, was mit denen geschehe, die die „Sprunghöhe der Standards nicht schaffen“. KAIJA KUTTER

Am kommenden Montag soll mit einer Menschenkette ums Rathaus gegen die Schulpolitik des Senats protestiert werden. Bereits gestern hielt die SchülerInnenkammer eine 24-Stunden-Mahnwache vor der Bildungsbehörde ab und ließ zu jeder vollen Stunde einen Luftballon mit einer Forderung in den 16. Stock schweben.