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Archiv-Artikel

Der Mann, der Shareholder Value erschoss

Hey, Sheriff, bring mich zum Marshal, zum Boss!Ich bin’s, der Shareholder Value erschoss!Ich mach ein Geständnis, ich packe jetzt aus.Ich mach’s ohne Anwalt, den lassen wir raus.Es war im Saloon nah dem Main Tower Creek.Beim Pokern natürlich. Ich hatte fünf Pik.Er hielt Deutsche Bank und vier Daimler dagegen.Da blieb mir nur übrig ihn umzulegen.Am Tresen saß Schrempp rum mit Ackermann.Sie grinsten und stießen mit Rentenfonds an.Der Dax grub sich tief in den Berg voller Leichen –und sie machten jedes Mal Victoryzeichen.

Als Sam am Klavier in die Tasten sank,gab’s nicht mal mehr Daimler und Deutsche Bank.Mit Shareholder Value starb alles im Raum.Nur zwei an der Theke, die rührte das kaum.

Ich stürzte hinaus, hab mit rauchendem Coltzu Pferde mich rasch Richtung Fressgass getrollt.Da kamen mir Bulle und Bär in die Quere.Ich sagte den beiden noch: „Habe die Ehre!“Dann lag meine Hand schon am Henrystutzen,um auch noch die zwei vom Parkett zu putzen.Von Höchst kamen daraufhin Kleinanlegerund dachten, ich wäre der Straßenfeger.Ich hab mir die Meinung zum Auftrag gemachtund siebenmal hat meine Knarre gekracht.Und aus dem Saloon, aus der schweigenden Wand,hob formend zum V sich die Ackermann-Hand.

So, Sheriff, sieht’s aus! Ich war der Halunkeaus jener berüchtigten Börsenspelunke.Fünf Pik auf der Hand, ein Flush war mein Blatt –und Shareholder Value der Herrscher der Stadt.Jetzt ruht er umflossen von Äbbelwoi.Und mich, Sheriff, treibt nun zum Marshal die Reu’.Ich denke, ein Jahr als der Boss einer Bank,am besten im eigenen Wertpapierschrank,das dürfte als Strafe für meine Tat reichen – und einmal die Woche das Siegeszeichen.

Reinhard Umbach