: Japan droht mit Rückzug
Internationale Walfang-Kommission verabschiedet „Berliner Initiative“ und will Walschutz künftig höher bewerten. Das bringt die Walfang-Länder auf die Palme
BERLIN dpa/ap ■ Aus Protest gegen den Beschluss zum stärkeren Schutz der Wale hat Japan wichtige Debatten bei der Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) boykottiert. Die japanische Delegation und einige Karibikstaaten nahmen gestern nicht an den Diskussionen über Walbestände und Waltötungsmethoden teil. Sie war auch dem Empfang von Agrarministerin Renate Künast (Grüne) am Vorabend ferngeblieben.
Gegen den Widerstand Japans und Norwegens hatte die IWC am Montagabend die so genannte Berliner Initiative angenommen. Damit bekannte sie sich erstmals in ihrer 57-jährigen Geschichte ausdrücklich zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Wale. Ein spezieller Ausschuss soll nun dafür eingerichtet werden, der sich mit Umweltgefahren für Wale und Walsafaris beschäftigen soll. Damit sei ein „psychologischer Wendepunkt“ in der Arbeit der IWC erreicht, sagte Greenpeace-Walexperte Thilo Maack.
Dagegen erklärte Takanori Nagatomo vom Fischereiministerium in Tokio, der Beschluss gefährde das japanische Forschungsprogramm, bedrohe die Existenz zahlreicher Walfänger und respektiere die Nahrungsmitteltradition seines Landes nicht. Tokio bereite eine Reaktion auf den Schritt der IWC vor, und ein Ausscheiden aus dem Gremium sei „eine Möglichkeit“.
Trotz des bestehenden Walfangverbots werden jedes Jahr von Japan und Norwegen Wale gejagt – Norwegen fühlt sich nicht an das seit 1986 geltende absolute Walfang-Moratorium gebunden. Japan tötet Wale zu „wissenschaftlichen Zwecken“. Ureinwohner Russlands und Alaskas dürfen ebenfalls eine von der IWC festgelegte Quote an Grau- und Grönlandwalen für den Eigenbedarf erlegen.
Der Umweltverband Pro Wildlife kritisierte, dass im vergangenen Jahr in Russland kein einziger der 133 gejagten Grau- und Grönlandwale sofort durch den ersten Harpunenschuss gestorben sei. Alle hätten „nachbehandelt“ werden müssen.
„Bis zu 100 Gewehrkugeln wurden auf die verletzten Wale geschossen, bis endlich der Tod nach bis zu einer Stunde eintrat“, berichtete die Meeresexpertin Sandra Altherr.
Auch die Tötungsmethoden der japanischen Walfänger, der dänischen Färöer und der Ureinwohner Alaskas stehen in der Kritik vieler Teilnehmer an der internationalen Konferenz. Auf den zu Dänemark gehörenden nordatlantischen Färöer-Inseln werden nach Angaben von Pro Wildlife noch heute hunderte Kleinwale mit Eisenhaken an die Boote oder den Strand gezogen und dort mit kleinen Messern getötet.