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Archiv-Artikel

„Die Asse ist nicht als Endlager geeignet“

Der neue Herr im Pannen-Endlager setzt auf mehr Transparenz und Bürgernähe: Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) über seine Pläne für die Schließung der Schachtanlage Asse

Von KSC

WOLFRAM KÖNIG, 50, leitet das Bundesamt für Strahlenschutz in Salzgitter, das die Lagerung von Atommüll überwacht.

taz: Herr König, Ihr Amt hat nun den Hut auf im Pannen-Endlager Asse. Was können Sie besser als der vorige Betreiber, das Helmholtz Zentrum München?

Wolfram König: Das Bundesamt hat nicht nur den gesetzlichen Auftrag, Endlager zu errichten, es hat auch das Know-how, um die Schließung der Asse voranzutreiben. Wir haben bereits umfangreiche Erfahrungen mit dem mit ähnlichen Problemen belasteten Endlager in Morsleben gesammelt – auch ein ehemaliges Salzbergwerk, in dem später Atommüll eingelagert wurde.

Die Asse droht wegen Laugenzuflüssen bereits in fünf Jahren einzustürzen. Was wollen Sie tun?

Asse II ist nach heutigen Kriterien grundsätzlich nicht für die Endlagerung von Atommüll geeignet. Das zentrale Problem ist die Standfestigkeit. Deshalb wollen wir zeitnah, möglichst noch im ersten Halbjahr 2009, damit anfangen, nicht genutzte Hohlräume in der Asse mit Spezialbeton zu verfüllen. Ähnlich verfahren wir bereits in Morsleben. Außerdem untersucht das BfS, wie die Laugenzuflüsse zu stoppen sind. Ist die Asse stabilisiert, gewinnen wir Zeit, um ihre Schließung nach einem atomrechtlichen Planfeststellungsverfahren durchzuführen.

Sind damit die alten Pläne vom Tisch, die Asse zu fluten?

Alle Arbeiten in diese Richtung sind gestoppt. Eine Flutung käme allenfalls im Rahmen der Gefahrenabwehr in Betracht.

Also, wenn die Asse doch einkrachen würd …

Genau das versuchen wir mit den beschriebenen Stabilisierungsmaßnahmen zu vermeiden.

Bürger und Initiativen vor Ort wollen die Rückholung der Atommüllfässer – halten Sie das für möglich?

Laut Untersuchungen ist es technisch machbar, die rund 1.300 Fässer mit mittelstark Wärme entwickelndem Abfall heraus zu holen. Ob das auch mit den 125.000 Fässern mit schwach belastetem Material der Fall ist, werden wir prüfen. Dabei ist zu bedenken, dass die Rückholung immer mit einem Sicherheitsgewinn verbunden sein muss.

Wann wissen Sie, was mit der Asse passiert?

Ich bin erst seit wenigen Tagen Betreiber, für voreilige Versprechen stehe ich nicht zur Verfügung. Wichtig ist mir, transparent und offen zu agieren. Deshalb eröffnen wir heute eine Infostelle auf dem Schachtgelände.

Einst sollte im Versuchsendlager Asse die Endlagerung von Atommüll in Salz erprobt werden – was bedeutet das Scheitern für den Salzstock in Gorleben?

Politisch stellen die Probleme in der Asse eine Belastung für die Realisierung von Endlagern in Deutschland dar. Man hat hier gesehen, wie man es nicht machen darf – auch in Hinblick auf Bürgernähe und Transparenz. Die Situation in der Asse sagt dennoch nichts über Nichteignung oder Eignung eines Endlagers in Gorleben aus. Jeder Standort muss konkret anhand seiner spezifischen Situation geprüft werden. INTERVIEW: KSC

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