piwik no script img

Archiv-Artikel

Off-Kino Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Une femme est une femme“ (Om engl UT) 22. 6. im Filmmuseum Potsdam

Für eine seiner ersten Rollen als Vertragsschauspieler bei Universal begab sich Clint Eastwood 1955 in den Schleudersitz: Am Schluss von Jack Arnolds Horrorklassiker „Tarantula“ vernichtet er als Bomberpilot eine Riesenspinne mit Napalm. Damals nicht mehr als ein Statistenauftritt für den Mimen, dessen Gesicht von Helm und Maske nahezu vollständig verdeckt wird. Fünfundvierzig Jahre später eroberte sich Eastwood den Luftraum noch einmal zurück. Doch nun durfte es ruhig eine Nummer größer sein: Am Ende von „Space Cowboys“ muss Eastwood sogar einen beschädigten Spaceshuttle sicher zur Erde zurück manövrieren. Und weil er nicht nur einer der Hauptdarsteller, sondern auch der Regisseur des amüsanten Altherren-Weltraumabenteuers ist, erlaubt es sich Eastwood auch, den Helm abzunehmen und uns sein bereits ziemlich zerklüftetes Gesicht zu zeigen. Abgeklärt, lakonisch und selbstironisch hat Eastwood die Geschichte der vier ehemaligen Testpiloten (Eastwood, Tommy Lee Jones, Donald Sutherland, James Garner) inszeniert, die – weil die Nasa in den späten Fünfzigern lieber einen Schimpansen in den Orbit schickte – den ihnen einst verwehrten Ausflug ins All als Beinahe-Rentner nachholen. Souverän spielt Eastwood dabei mit Versatzstücken des Weltraum-Genres und hält stets die Balance zwischen Dramatik und Komik. Auch vor einem etwas makabren Running Gag schreckt der Film nicht zurück: Immer wenn die vier nach ehemaligen Mitarbeitern aus der guten alten Zeit fragen, müssen sie leider zur Kenntnis nehmen, dass diese längst das Zeitliche gesegnet haben.

***

„Automat Kalashnikov“ 19. 6. im Dokument Kino

Die AK 47 ist weltweit die verbreitetste Maschinenpistole. Mehr als 70 Millionen Stück soll es davon geben: seit 1947 an jedem Krisenherd der Erde, in den Händen von Regierungssoldaten und Freiheitskämpfern, Waffennarren und Gangstern. Ihr Erfinder, Michail Kalaschnikow, erweist sich in der Dokumentation „Automat Kalashnikov“ von Axel Engstfeld und Herbert Habersack als freundlicher älterer Herr, der in seiner Freizeit gern einmal ein Bäumchen pflanzt. Und der bei aller Nachdenklichkeit über die Auswirkungen seiner Erfindung dann doch stolz ist auf ihre Zuverlässigkeit und Schönheit. Kommentieren müssen die Regisseure dieses Porträt einer Waffe und ihres Konstrukteurs nicht: Die emotionslose Sachlichkeit, mit der Militärs, Polizisten und Ballistikexperten über Handhabung und Effektivität des „Automaten“ berichten, ist erschreckender Kommentar genug.

***

„Space Cowboys“ 23. 6., 25. 6. im Filmkunsthaus Babylon 1

Mit „Une femme est une femme“ reflektierte Jean-Luc Godard 1961 ein Stück amerikanische Kinogeschichte: Für die Geschichte der Stripperin Angela, die von ihrem Lebensgefährten Emile ein Kind möchte, ihn aber erst auf Touren bringt, als sie mit dem gemeinsamen Freund Alfred zu flirten beginnt, standen Lubitschs gaggespickte Dreiecksgeschichten sowie die großen Farb- und Scope-Musicals Pate. Für Godard-Verhältnisse ein eher leichtfüßiger Film, der gleichwohl voller Farb- und Tonexperimente steckt.LARS PENNING