piwik no script img

Archiv-Artikel

US-Armee zieht aus Falludscha ab

Statt der US-Armee soll nun irakisches Militär versuchen, den Aufstand in der Stadt einzudämmen. Annan und Menschenrechtler kritisieren US-Truppen für Belagerung

BAGDAD afp/ap/dpa ■ Die US-Armee hat gestern überraschend den Abzug der Marineinfanteristen aus der heftig umkämpften irakischen Stadt Falludscha angekündigt. Am heutigen Freitag solle der Abzug aus dem südlichen Industriegebiet der sunnitischen Widerstandshochburg beginnen, sagte der US-Oberstleutnant Brennan Byrne in Falludscha. Anschließend sollen die Marines laut Byrne aus dem nördlichen Stadtgebiet abgezogen werden, das von den Kämpfen am stärksten betroffen ist.

Die US-Truppen soll durch irakisches Militär ersetzt werden, so Byrne. Der so genannten Falludscha-Schutzarmee sollen nach seinen Worten 1.100 irakische Soldaten angehören. Sie stünden unter Befehl eines Exgenerals aus der aufgelösten Armee Saddam Husseins.

Die US-Armee hatte vor mehr als drei Wochen mit der Belagerung der westlich von Bagdad gelegenen Stadt begonnen. In den vergangenen Tagen hatten die US-Streitkräfte die Stellungen der Aufständischen in Falludscha mit Kampfflugzeugen bombardiert. Laut Iraks Gesundheitsministerium wurden seit Beginn der Belagerung 280 Iraker getötet und 820 weitere verletzt. UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte am Mittwoch scharfe Kritik an den US-Luftangriffen geübt. „Gewalttätige Militäreinsätze einer Besatzungsmacht gegen die Bewohner eines besetzten Landes führen nur dazu, die Lage zu verschlimmern“, sagte Annan.

Unterdessen fordern Menschenrechtsorganisationen eine internationale Untersuchung über die Belagerung Falludschas durch die US-Armee. Die Internationale Föderation der Menschenrechtsligen (FIDH) bezeichnete die US-amerikanischen Militäroperation in Falludscha als „einen unverhältnismäßigen Vergeltungsakt gegen die Zivilbevölkerung“.

Die Kritik am Vorgehen der USA im Irak erhielt neue Nahrung durch Bilder von US-Soldaten, die irakische Gefangene demütigen und misshandeln. Sie wurden vom US-Fernsehsender CBS ausgestrahlt. Die Fotos waren im Gefängnis von Abu Gharib bei Bagdad aufgenommen und vor einigen Wochen von der US-Armee gefunden worden, wie CBS berichtete.

Die Zustimmung der US-Bürger zum Militäreinsatz im Irak ist angesichts von Berichten über Gewalt und getötete Soldaten in den vergangenen Monaten stark gesunken. 48 Prozent halten nach einer gestern in der New York Times veröffentlichten Umfrage die Beteiligung an dem Krieg für einen Fehler. Im März 2003 waren dies mit 24 Prozent nur halb so viele gewesen.