: In Israel ZDF-Dokumentationen gucken
NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück hält sich diese Woche mit großer Entourage in Israel auf. Kein Gespräch mit Regierungschef Ariel Scharon geplant. Reiseprogramm soll Wissenschaftsbeziehungen mit dem Nahen Osten stärken
DÜSSELDORF taz ■ Ministerpräsident Peer Steinbrück weilt nach dem Kölner Pfeifkonzert am 1. Mai nun in einem anderen Unruhegebiet. Bis Mittwoch befindet sich der Sozialdemokrat auf Staatsbesuch in Israel und den palästinensischen Autonomiegebieten. Steinbrück traf gestern den israelischen Staatspräsidenten Moshe Katzav. Ein Thema war die Entwicklung der jüdischen Gemeinden in Nordrhein-Westfalen. Die zeige, so Ministerpräsident Steinbrück nach dem Gespräch, eine sehr „erfreuliche Perspektive“. Einen Termin mit Israels Regierungschef Ariel Scharon (Likud-Partei) hat Steinbrück nicht bekommen. „NRW hat seit den Zeiten von Heinz Kühn und Johannes Rau gute partnerschaftliche Verbindungen in die Region“, sagte ein Sprecher der NRW-Landesregierung auf taz-Anfrage. Diese Freundschaft solle vertieft werden.
Große Diplomatie, geschweige denn Lösungen für den Nahost-Konflikt wird der Staatsmann aus NRW in Israel aber kaum voran treiben. „Der Schwerpunkt der Reise liegt bei den Wissenschaftsbeziehungen“, so der Regierungssprecher. Zur vielköpfigen Entourage Steinbrücks gehören deshalb Gert Kaiser, Präsident des Wissenschaftszentrums NRW, sowie Hartmut Krebs, Staatssekretär im Düsseldorfer Forschungsministerium. Auf dem Programm stehen Tagesordnungspunkte wie die feierliche Eröffnung des German Innovation Centers in Herzilya. Das Center soll eine Anlaufstelle zur Förderung des interdisziplinären Wissenschaftsdialogs sein.
Zur Delegation des Ministerpräsidenten zählen zudem: Gertrud Steinbrück, der jüdische Zentralratspräsident Paul Spiegel, NRW-DGB-Chef Walter Haas, Filmstiftungs-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach, Medien-Staatssekretärin Miriam Meckel und die in Israel lebende Schauspielerin Iris Berben. Teil des Programms ist denn auch die Vorführung der von Berben hergestellten ZDF-Fernsehdokumentation „Und jetzt, Israel?“. Für Gertrud Steinbrück, die Gattin des Ministerpräsidenten, gibt es ein Sonderprogramm. Heute besucht Frau Steinbrück eine medizinische Forschungseinrichtung, morgen wird sie sichdas israelische Wissenschafts-Museum und ein Familientherapiezentrum anschauen.
Im Düsseldorfer Landtag sind die Erwartungen an die Steinbrück-Reise eher gering. Doch selbst bei den früher so Israel-kritischen Liberalen will man sich erst nach Ende des Besuchs äußern: „Mal sehen, was dabei herauskommt.“ MARTIN TEIGELER