: Rosige Farben statt Schwarzmalerei
Das Dosenpfand ist offenbar doch nicht das Ende der deutschen Wirtschaft: Verpackungsverwerter Duales System Deutschland stellt Sammelbilanz 2003 vor. Die Sammelmenge sank zwar, die Einnahmeausfälle konnten aber kompensiert werden
AUS KÖLN PASCAL BEUCKER
Vor drei Jahren hat das Duale System Deutschland (DSD) noch den Dosenpfand-Teufel an die Wand gemalt. Die Pfandpflicht werde Einnahmeverluste von 550 Millionen Mark mit sich bringen. Von solcherlei Schwarzmalerei ist inzwischen keine Rede mehr.
Gestern präsentierte die Kölner Grüne-Punkt-Firma in Bonn ihre „Umwelterfolgsbilanz 2003“. Der CDU-Bundestagsabgeordneter Hans-Peter Repnik, „nebenberuflich“ Vorstandsvorsitzender des Duales Systems Deutschland (DSD), malte lieber in rosigen Farben. Repnik, der seit Pfandeinführung Anfang 2003 dem DSD vorsteht, erklärte, „dass die Einschnitte durch das Zwangspfand zwar spürbar, aber nicht dramatisch waren“. So seien Einbußen von rund 300 Millionen Euro – bei einem Umsatz von 1,7 Milliarden – durch Rückstellungen, Kosteneinsparungen und neue Lizenzen in gleicher Höhe aufgefangen worden.
„Die Pfandpflicht hat die Sammelmenge in den Recycling-Tonnen mit dem Grünen Punkt nur um 5,2 Prozent sinken lassen“, erläuterte Repnik. So hätten die Bundesbürger im vergangenen Jahr insgesamt 5,99 Millionen Tonnen Müll in die Behälter des Dualen Systems gepackt – ein Minus von rund 330.000 Tonnen gegenüber 2002. Die Pro-Kopf-Erfassungsmenge ging im gleichen Zeitraum von 76,7 Kilogramm auf 72,6 Kilogramm zurück. Zwar habe es allein bei den so genannten Verbundverpackungen, zu denen auch die Dosen gehören, einen Rückgang von rund 22 Prozent der verwerteten Menge gegeben. „Andererseits fand aber eine Verschiebung innerhalb des Verpackungsmarktes statt“, so Repnik. So seien beispielsweise im Jahr 2003 Glasverpackungen teilweise durch Kartonverbundverpackungen ersetzt worden.
Das Sammelergebnis lag 2003 deutlich über den Verwertungsvorgaben der Verpackungsverordnung. Repnik: „Bereits heute halten wir die von der EU-Kommission geforderten strengeren Vorgaben für das Verpackungsrecycling ein.“ Damit nehme die Bundesrepublik bei der Verpackungsverwertung eine europäische Spitzenposition ein. Durch das Recycling habe Primärenergie in der Größenordnung von 64,1 Milliarden Megajoule im Vergleich zur Neuproduktion eingespart werden können. „Mit der eingesparten Energiemenge könnten Deutschlands Bäcker drei Jahre lang täglich für jeden Bundesbürger zwei Brötchen backen“, erläuterte Repnik. Gleichzeitig sei im vergangenen Jahr der Ausstoß von rund 1,32 Millionen Tonnen Treibhausgasen eingespart worden.
Der Naturschutzbund Nabu forderte unterdessen auch die so genannten Selbstentsorger und anderen dualen Systeme auf, ebenfalls ihre Recyclingquoten für Verpackungen zu veröffentlichen. „Während der Grüne Punkt Jahr für Jahr den Nachweis über den Verbleib seiner Verpackungen öffentlich macht, landen die Nachweise der Selbstentsorger und anderer dualer Systeme in den Schubladen des Deutschen Industrie- und Handelskammertags“, kritisierte Nabu-Hauptgeschäftsführer Gerd Billen.