Gebündelte Gelder

Die Kulturszene ist geteilter Meinung über das Ressort „Wirtschaft und Kultur“, die SPD- und CDU-Kulturpolitikerinnen freuen sich über „Kompetenzbereinigung“. Und für CDU-Chef Bernd Neumann geht‘s um „Kultur als Standortfaktor“

Der bisherige Finanzsenator Hartmut Perschau (CDU) wird neuer Kultursenator in einem Ressort für Wirtschaft und Kultur – in der Kulturszene wird diese Nachricht durchaus unterschiedlich aufgenommen: Galeristin Katrin Rabus befürchtet „schwere Zeiten für die Kultur“ und spricht vom „schlimmsten aller Fälle“. Ulrich Fuchs, Mitglied im Projektteam „Kulturhauptstadt 2010“, ist dagegen „nicht entsetzt über die Kombination Kultur und Wirtschaft“. Und Carsten Werner vom Jungen Theater sagt: „Die Kombination finde ich schlüssig.“

Der neue Ressortzuschnitt könne sich laut Fuchs als „produktiv“ erweisen, weil er „in einer Hand“ fasse, was früher getrennt lief: Bisher spielte das Wirtschaftsressort in der Kulturförderung bereits eine wichtige Rolle. Über Programme wie das „Wirtschaftsaktionsprogramm“ (WAP) förderte das Wirtschaftsressort beispielsweise das Musikfest oder das Wilhelm Wagenfeld Haus. Allein die WAP-Mittel, die das Ressort für Kultur einsetzte, betrugen in der Vergangenheit etwa 5 Millionen Euro – bei einem Kulturetat, der bei 66, inklusive der Personalkosten bei 75 Millionen Euro liegt.

CDU-Chef Bernd Neumann sieht in dem neuen, bundesweit einzigartigen Ressortzuschnitt ein „zukunftsweisendes Modell auch für Deutschland“. Zentral für Neumann: das Stichwort von „der Kultur als Standortfaktor“, das anknüpft an kulturökonomische Überlegungen, die das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung Ifo 1988 durch ein Gutachten populär gemacht hat. Seitdem wird mit der „Kultur als Standortfaktor“ ein verstärkter Blick auf den privatwirtschaftlichen Kulturbetrieb in Verbindung gebracht. Das beste Bremer Beispiel dafür ist das Engagement des Senats beim Bau des Musicals.

Für Helga Trüpel von den Grünen ist das neue Ressort „das schlimmste, was passieren konnte. Bei Perschau ist noch nicht aufgefallen, dass er Ahnung von Kultur hätte“. Für die kulturpolitischen Sprecherinnen Sigrid Koestermann (CDU) und Carmen Emigholz (SPD) steht bei der neuen Liason von Kultur und Wirtschaft erstmal die „Kompetenzbereinigung“ (Emigholz) im Vorderund. „Die Bündelung der Gelder und der fachlichen Zuständigkeiten in einer Hand ist für mich unverzichtbar“, sagte Emigholz der taz. Koestermann hofft, dass „wir nun mehr Einfluss auf die Kultur-WAP-Gelder haben.“

Harmut Perschau stand gestern der taz nicht zum Gespräch zur Verfügung. Perschaus Sprecher Stefan Luft beschied die Anfrage nach einem Kurzinterview mit den Worten: „Mit Sicherheit nicht. Schminken Sie sich das ab. Wiederhören.“ Und legte auf. kli