: Studium des Kontoauszugs
Wissenschaftssenator Flierl schlägt Studienkonten ab 2006 vor. „Credit-Points“ sollen für zügiges Studium sorgen und Unis effizient machen. Studentenvertreter rebellieren gegen „Ökonomisierung“
von HANNES HEINE
Der Asta reagiert empört: „Eine weitere Ökonomisierung von Bildung durch Studienkonten lehnen wir ab“, sagt der Studierendenvertreter Ralf Hoffrogge von der Freien Universität.
Dagegen findet Thorsten Wöhlert, Sprecher von Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS): „Die Vorschläge sind eine sinnvolle Alternative zu plumpen Langzeitgebühren, die reinen Sanktionscharakter hätten.“ Flierl will die Hochschulfinanzierung kräftig umkrempeln. Studienkonten sollen es ab 2006 richten: Studenten zum schnelleren Büffeln antreiben und Unis effizienter machen. „Ziel dieses Modelles ist aber nicht, Einnahmen zu generieren“, so Wöhlert weiter.
Das bisher nur grobe Konzept sieht für das Bachelor- und Masterstudium folgende Regelung vor: Eine Volumen von Lehrveranstaltungen wird den Studenten mit einer bestimmen Zahl von „Credit-Points“ gutgeschrieben. Studierende verfügen also über eine Art Guthaben – sie können in Eigenregie entscheiden, welche Punkte sie für welche Lehrveranstaltung ausgeben.
Das Land plant, bis 2006 mehr als die Hälfte aller Studienfächer mit Bachelor- und Masterabschlüssen zu versehen. Eine EU-Norm macht laut Wissenschaftssenat die Einführung des Punktekontos einfach, sie gibt bereits 30 Points pro Semester vor. Für den zehnsemestrigen Master bekäme ein Erstsemester also 300 Punkte gutgeschrieben. Senator Flierl schwebt beim Credit-Points-System eine Kopplung mit der Regelstudienzeit vor. Werden diese und ein viersemestriger Bonus überschritten, sind 500 Euro notwendig, um das Konto aufzufüllen und erneut Credit-Points für den Lehrumfang eines Semesters zu erhalten. Das zeitlich begrenzte Erststudium bliebe entgeltfrei – zur Kasse gebeten werden hauptsächlich Langzeitstudenten. „Wir gehen von sieben Jahren gebührenfreiem Studium aus“, sagt Brigitte Reich, Referentin für Wissenschaft und Forschung bei der Senatsverwaltung.
Die Bummelstudenten soll es in den bestehenden Diplom- und Magisterstudiengänge auch treffen: Wer länger als die doppelte Regelstudienzeit braucht, muss auch hier zahlen.
Nach Ansicht von Flierl sprechen für Studienkonten unterschiedliche Aspekte: Nicht nur Studienzeit, sondern auch tatsächliche Nutzung von Hochschulleistungen sollen berücksichtigt werden, so das Kalkül. Ausnahmeregelungen sind eingeplant: Regelmäßige Erwerbsarbeit, Kinder oder Krankheiten berechtigen länger zu studieren, sprich Bildungsgutscheine anzusparen.
Sind universitäre Angebote unzureichend – beispielsweise durch überfüllte Hörsäale oder veraltete Forschungseinrichtungen –, darf das Studium ebenfalls kostenfrei verlängert werden. Schaffen Studenten den angestrebten Abschluss, ohne alle Credits zu brauchen, können sie weitere Angebote gebührenfrei nutzen.
Dennoch fürchten die Studentenvertreter, dass die Vorhaben Einfallstor für weitere Regelungen sind. Eine „Stellschraube“ sei geschaffen, die bei Bedarf zugeschraubt werden kann. Den arbeitenden Studenten – laut Asta der FU immerhin 66 Prozent – bleibe auch weiterhin wenig Zeit zum Studieren.