Die Ungemütliche

Die Redenschreiberin der grünen Verbraucherministerin Künast kandidiert für den Landtag in Sachsen. Auf PDS-Ticket

Manche lieben es unbequem. Caren Lay bekennt sich offen dazu: „Ich bin nicht bequem. Ich erwarte keine Versorgungsposten.“ Mit dieser Haltung erreicht sie eine für Verwaltungsmitarbeiter seltene Popularität. Denn die ehemalige Redenschreiberin der grünen Verbraucherschutzministerin Renate Künast will ihren weichen Bürosessel im Ministerium mit der harten Realität der sächsischen Landespolitik vertauschen. Den inneren Zirkel um Künast hat sie verlassen, um sich am Wochenende von der PDS in Sachsen für die Landtagswahl im September nominieren zu lassen. Die Grünen zucken die Achseln und verlieren keine weiteren Worte über den Fall Lay: „Ihre politischen Ansichten sind ihre Privatangelegenheit“, sagt Künast-Sprecher Andreas Schulze.

Lay ließ sich auf eigenen Wunsch in die unpolitischen Etagen des Ministeriums versetzen, „um auch nicht den geringsten Anschein von Illoyalität zu erwecken“, wie sie bestimmt erklärt. Sie ist eine Frau fester Prinzipien, die sie mit klaren Worten vertritt. „Ich verhehle nicht, was mich stört. Ich bin streitbar“, sagt sie bestimmt. Den sächsischen Sozialisten ist diese Offenheit so viel wert, dass sie der parteilosen Lay den aussichtsreichen 15. Listenplatz freischaufelten und alteingesessene Kandidaten nach hinten versetzten. „Ja, sie ist schwierig. Als Landesgeschäftsführer würde ich mir andere Leute wünschen, aber für den Landtag ist sie sehr gut“, begrüßt der Geschäftsleiter der PDS Sachsen, Rico Gebhart, gut gelaunt die Zurückgekehrte. Auch die sächsischen Genossen lieben die Unbequeme.

Vor ihrem Zwischenspiel in Berlin war sie drei Jahre lang für die PDS als Beraterin aktiv. „So mancher hat dort einen Strauß mit ihr ausgefochten, doch als sie ging, flossen erstaunlich viele Tränen“, sagt der große alte Herr der sächsischen Sozialisten, Peter Porsch. Die 31-jährige Rheinländerin ist in der außerparlamentarischen Bewegung politisch sozialisiert worden. Bei den sächsischen Sozialisten, die größtenteils in der DDR-Vergangenheit verwurzelt sind, habe sie einiges bewegt, sagt sie – und die PDS geöffnet für neue Leute. Solche wie sie. Als Schülerin organisierte sie Demos, stritt gegen Umweltzerstörung und Krieg. Die Einstiche in Nase und Ohren zeugen noch vom kompromisslosen Kampf gegen das System. Ihre linken Einstellungen hat sie nie abgelegt: „Im tiefsten Herzen bin ich eher rot als grün.“

Die sächsische PDS sei ihre politische Heimat, und im Osten fühle sie sich eher zu Hause als im Rheinland. Mit 15 Jahren trat Lay aus der katholischen Kirche aus, „weil das ein patriarchalischer, konservativer Männerverein ist“. Fortan engagierte sie sich in feministischen Initiativen und in der Schwulen- und Lesbenbewegung. In Sachsen will sie solche Themen sowie den Verbraucherschutz durchfechten. Und den Sächsischen Landtag aufmischen, der von einer absoluten CDU-Mehrheit beherrscht ist. „Ich werde sie vor mir hertreiben“, sagt Caren Lay kampfeslustig. Man glaubt es ihr gern. ANNA LEHMANN