: Rückzug abgeblasen
Räumung des Gaza-Streifens soll sich auf drei Siedlungen beschränken. Kritik an Bushs Nahost-Politik in den USA
JERUSALEM/WASHINGTON dpa/rtr/afp ■ Nach der schweren Abstimmungsniederlage am Sonntag will der israelische Regierungschef Ariel Scharon den Rückzug aus dem Gaza-Streifen auf wenige Siedlungen beschränken. Justizminister Josef Lapid sagte gestern nach einem Treffen mit Scharon, dieser wolle jetzt drei Siedlungen im Gaza-Streifen und zwei Siedlungen im Westjordanland aufgeben. Sein ursprünglicher Plan hatte die Räumung aller 21 Siedlungen im Gaza-Streifen und von vier Siedlungen im Westjordanland vorgesehen.
Die Zeitung Ha’aretz berichtete, Scharons Minister hätten skeptisch auf den Alternativplan reagiert. Sie hätten kritisiert, es handele sich weiterhin um einen einseitigen Schritt, der den Palästinensern keine Gegenleistung abverlange. Eine Gruppe von 58 früheren US-Diplomaten und -Regierungsmitarbeitern kritisierte die Nahost-Politik von Präsident George W. Bush heftig. Bushs „uneingeschränkte Unterstützung“ für Scharon koste die USA „ihre Glaubwürdigkeit, ihr Prestige und ihre Freunde“, schrieb die Gruppe in einem gestern in Washington veröffentlichten Brief an den Präsidenten.
Die ehemaligen Diplomaten und Regierungsmitarbeiter zeigten sich empört darüber, dass Bush die gezielten Tötungen von Führern der radikalen Palästinenserbewegung Hamas und den Bau der kilometerlangen Trennanlangen unterstütze. Auch prangerten sie Bushs Rückhalt für Scharons Gaza-Plan an. Die Gruppe warf dem US-Präsidenten vor, damit die Tür für Verhandlungen mit den Palästinensern und für die Gründung eines palästinensischen Staates zugeschlagen zu haben.