Einfach nur unehrlich

betr.: „Politische Weiterbildung in EDV“, taz vom 27. 4. 04

Das Thema EDV für die Umsetzung der Hartz-IV-Reformen stellt nur den Deckmantel für das inzwischen allseitige Unwohlsein mit den drohenden Konsequenzen für die sozialstaatliche Entwicklung in Deutschland dar. Den Verantwortlichen ist doch längst klar, dass mit der Zusammenlegung von Sozial- und Arbeitslosenhilfe in der derzeitigen Form mehr Konflikte entstehen als gelöst werden. Und den Praktikern in der sozialen Arbeit an den Schnittstellen der Reformen graust schon seit Monaten vor den Verwerfungen einer extrem auf Deregulierung ausgerichteten Armutsverwaltung, egal ob im Sozialamt, in einer Arbeitsgemeinschaft oder durch eine Bundesagentur ohne jegliche Fachkompetenz, die mit technischen Problemen gar nichts zu tun hat.

Sie wissen längst, dass das Gesamtkonzept nicht funktionieren kann. Professionelle soziale Arbeit und Hilfe, die Überwindung prekärer Lebenslagen, zunehmender Armut und komplexer Problementwicklungen sind auch mit den Hartz-Reformen keine Fragen von Datenaustausch und EDV-Programmen, sondern von ausreichenden fach- und sachlichen Kompetenzen und Kapazitäten, die bereits jetzt schon nicht mehr bereitgestellt oder bis zum 1. 1. 2005 neu geschaffen werden können. Die gerade geführte Diskussion ist einfach nur unehrlich. HANS-JOACHIM REICH, Braunschweig