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Archiv-Artikel

Freies neues Jahr!

Zum Jahresbeginn tauchen die Impro-Kombos „U-Boot Orchester“ und „Passierzettel“ im Harburger Jazzclub im Stellwerk in Richtung Freiheit auf. Dazu gibt es Lichtprojektionen, Live-Malerei und eine Meerjungfrauen-Performance

Schon der erste Auftrag war kein leichter: Als das „U-Boot Orchester“ vor fünf Jahren gegründet wurde, galt es, „Geist und Geschichte“ des im Hamburger Hafen liegenden russischen U-Boots 434, das damals öffentlich präsentiert wurde, musikalisch wiederzugeben. Unerschrocken gingen Ben Soyka, Andreas Wolde, Hannes Wienert, Felix Schröder, Holger Gass, Nils-Arne Kässens und Wolfgang Schubert damals auf Tauchfahrt und haben sich in der Folge – unter anderem auch während einer Barkassenfahrt, bei der Hafensafari oder, sehr passend, in der Flussschifferkirche – darauf spezialisiert, ohne Heimathafen und angeführt von Kapitän Zufall, „aufkommende Stimmungen unter Einsatz deklamatorischer Sprechakte musikalisch in Szene zu setzen“. Da wird im Taucheranzug improvisiert, ohne dass es Jazz sein muss, gejohlt, gequietscht, gelesen und geschauspielert, die Klangschale gerührt und die Wassertrompete gespielt, kreuz und quer durch die musikalische Tiefsee.

Ganz ähnlich agiert das Hamburger Trio „Passierzettel“: Auch von den dreien gibt es Musik ohne Absprachen, ohne Repertoire und ohne fixierte Strategien, zusammengebastelt aus so Vielfältigem wie 60er-Psychedelika, 70er-Krautrock, New Wave, 80er-Avantgarde, asiatischer, arabischer und afrikanischer Musik, zeitgenössischer Elektronik und ordentlich Punk und Jazz. Heraus kommen dabei kraftvolle Grooves, filigrane Klanglandschaften und hybride „psychedelektronische“ Songs für den Moment.

Und in noch einem Punkt sind sich die beiden Impro-Kombos nicht unähnlich: Sowohl das „U-Boot Orchester“ als auch „Passierzettel“ laden sich gern Lichtkünstler oder Live-Maler ein. Und so wird auch das Neujahrskonzert des Jazzclubs im Stellwerk eingebettet in Lichtprojektionen der Hamburger Künstlerin Katrin Bethge, dazu gibt es Live-Painting von Pavel Ehrlich und eine Tanzperformance von Soledad, einer Meerjungfrau aus Haifa. Und für alle, die ein wenig Probleme beim Auftauchen haben, ein Glas perlenden Sekts zur Begrüßung. Na dann: Prost und ein freies neues Jahr!ROBERT MATTHIES

Fr, 9. 1., 21 Uhr, Jazzclub im Stellwerk, Hannoversche Straße 85