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Archiv-Artikel

Der Bankdirektor aus Gütersloh

Ex-Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff investiert künftig in London anderer Leute Geld

Von STG

BERLIN taz ■ Ein bisschen konnte er einem zuletzt schon Leid tun: Zweimal hatte im vergangenen Jahr eine renommierte PR-Agentur zum Hintergrundgespräch mit Thomas Middelhoff eingeladen. Doch die Termine, auf denen der im Sommer 2002 unerwartet geschasste Exchef von Bertelsmann über seinen neuen spannenden Job sprechen wollte, wurden immer abgesagt. Es war wohl noch nicht so weit.

Jetzt aber: Middelhoff wird Banker – am morgigen Dienstag übernimmt er das Europageschäft der Investment Corp., einer 1982 Nemir A. Kidar gegründeten Investmentbank, die vor allem Geld aus den arabischen Ölstaaten in lukrative Beteiligungen verwandelt.

Dass die Firma bis auf ein paar Anteile am britischen Unternehmen Callahan, das im deutschen Kabelfernsehmarkt aktiv ist, bisher kaum in der Medienbranche auftrat, ist wurst: Bekannt wurde Investment Corp. schließlich durch so medienaffine Beteiligungen wie die am Schmuckimperium Tiffany und der Edelmodeschmiede Gucci, die sie äußerst gewinnbringend an die Börse brachte.

Und wie damals, als er zu wagemutigeren Bertelsmannzeiten dem Medienmulti die Zukunft ins Internet und wieder zurück wies, ist Middelhoff voll auf der Höhe der Zeit.

Denn wem gehören viele von Deutschlands Medien in den Zeiten der Krise? – Den Banken. Bei der ProSiebenSat.1 AG kaperten vor exakt einer Woche die Kirch-Verweser, Insolvenzverwalter und Gläubigerbanker den Aufsichtsrat. Eine ganze Fernsehfamilie mit Bank- statt Programmdirektoren an der Fernbedienung – der Trend ist so klar wie Furcht einflößend. Hätte Middelhoff nicht lumpige zehn Tage früher in London antreten können? Und seinem alten Brötchengeber nebst Gattin Liz zeigen, was ein Mohnstriezel ist? Thomas M. als Chef der Senderfamilie von Sat.1 bis Kabel 1: Wie das den BeRTLsmännern gestunken hätte. – So kommt, was kommen muss. Sparkassen-TV. STG