: Der Frauenversteher
Mit einem Trick versucht Schleswig-Holsteins CDU, das Frauenquorumauf ihrer Landesliste zu erfüllen. Spitzenkandidat Carstensen beschädigt
von TIMM SCHRÖDER
Glaubt man Karin Wiedemann, der Vorsitzenden der Frauen-Union in Schleswig-Holstein, dann ist die Stimmung in der Nord-CDU vor ihrem heutigen Parteitag in Norderstedt „ziemlich gespannt“. Der Grund dafür liegt in den Querelen der vergangenen Wochen um das Frauenquorum der Nord-CDU. Danach muss der Landesvorstand den Parteitagsdelegierten einen Listenvorschlag machen, bei dem jeder dritte Platz von einer Frau besetzt ist. Dagegen aber sträubte sich der Vorstand um den designierten CDU-Spitzenkandidaten Peter Harry Carstensen.
In der Vorwoche nun einigten sich Wiedemann und Carstensen auf einen Kompromiss. Um dem Quorum gerecht zu werden, legte der Landeschef eine Liste mit lediglich 25 Plätzen vor, darunter acht Frauen. Eigentlich aber hätte die Liste 15 Plätze mehr umfassen müssen. Es gibt schließlich 40 Wahlkreise im Land.
Mit dem Kompromiss ist die Frauen-Unions Vorsitzende Wiedemann zwar „ganz zufrieden“, allerdings ist das Thema für die Juristin noch nicht abgehakt. Nun will die Frauen-Union auf dem Parteitag eine eigene Vorschlagsliste präsentieren, auf der – neben den acht schon nominierten Kandidatinnen – noch 20 weitere CDU-Frauen stehen.
Die Unions-Frauen aber wissen wohl, dass sie nicht gegen den Vorschlag des Landesvorstands ankommen, der, so der Pressesprecher der Landes-CDU, Henning Görtz, nur elf Frauen enthalten wird – obwohl es laut Quorum eigentlich 13 sein müssten. Nun liegt es in den Händen der Delegierten, dass Quorum doch noch durchzusetzen. Obwohl immerhin 40 Prozent der Delegierten weiblich sind, können sie allerdings die Liste des Vorstands um Peter Harry Carstensen kaum ablehnen – das würde dem Ansehen des Spitzenkandidaten schaden.
Andererseits hat der Kandidat schon jetzt einen Imageschaden erlitten. Monika Heinold, parlamentarische Geschäftsführerin der Landtagsgrünen, meint sogar, dass Carstensen nach den Streitigkeiten „jenseits von Gut und Böse“ sei. Kritik kommt auch von der SPD. Deren Landesvorsitzender Claus Möller nennt die verkürzte Wahlliste schlicht einen „Taschenspielertrick“.