Feministische Diskriminierung

betr.: „Fetisch des Mannes“, taz vom 18. 6. 03

Aus feministischen Gründen findet Viola Roggenkamp Gründe, Frauen von ihrem erlernten Beruf auszuschließen. Es mag sein, dass das Kopftuch der Muslima im Ursprung einen sexistischen Hintergrund hat – wie so vieles anderes auch (Hosenverbot für Frauen, Gebot von langen Haaren, heutiger Schlankheitswahn etc.). Hat darüber der demokratische Staat zu entscheiden?

Ich wünsche mir, dass eine Lehrerin nach ihren fachlichen und pädagogischen Fähigkeiten beurteilt wird. Ob sie dabei lange oder kurze Haare, eine Perücke, eine Glatze oder ein Kopftuch trägt, ist vollkommen egal (ein Tschador dagegen würde meiner Ansicht nach sehr wohl die Anforderungen an eine gute Pädagogin behindern). Wie kann die Autorin als Feministin eine Diskriminierung rechtfertigen, die allein die Frauen dieser Bevölkerungs- bzw. Glaubensgruppe trifft, meistens auch noch Migrantinnen in zweiter oder dritter Generation? Ich verstehe es nicht. Wie eine Schülerin eine Lehrerin mit Kopftuch wahrnimmt? In einer freien, demokratischen Gesellschaft würde sie wahrnehmen, dass es (muslimische) Frauen gibt, die kein Kopftuch tragen, und solche, die es tun. Die gleiche Schülerin lernt heute, dass eine Frau mit Kopftuch zwar ihre Schule putzen darf, aber nicht unterrichten kann.

Besonders perfide finde ich den hergestellten Zusammenhang vom Kopftuch zu nationalsozialistischer und stalinistischer Kunst. Zeichnet es nicht gerade die Diktatur aus, dass sie Bekleidungsvorschriften macht und nicht nur das Denken, sondern auch das Äußere gleichschalten muss?

ANKE DÖDING, Christin ohne Kreuz, Wittlohe