Das Eis beweist gar nichts

Die Erwärmung von Nord- und Ostsee geht weiter. Hamburger Bundesamt prüft Anträge für 77 Offshore-Windparks

Der Klimawandel ist in der Nord- und Ostsee angekommen: Die seit 1987 andauernde Warmphase in beiden Meeren „setzt sich weiter fort“, sagte die neue Präsidentin des Hamburger Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH), Monika Breuch-Moritz am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz an Bord des Forschungsschiffes „Altair“ in Hamburg. Die gegenwärtigen tiefen Temperaturen seien „kein Gegenbeweis, sondern eher ein Ausreißer nach unten“, so Breuch-Moritz mit Blick auf die Eisschollen auf der Elbe an den St. Pauli Landungsbrücken.

Der Winter 2007/2008 sei in der Ostsee „der eisärmste Winter seit 1720“ gewesen. In Nord- und Ostsee lag die Oberflächentemperatur 2007 ganzjährig um 0,5 Grad über dem langjährigen Mittelwert, in tieferen Wasserschichten waren es sogar um zwei Grad mehr. Auch der nordöstliche Atlantik hat sich demnach innerhalb von zehn Jahren um ein halbes Grad erwärmt. Die Folge sei eine „zunehmende Veränderung des Artenspektrums bei Tieren und Pflanzen“, sagte Breuch-Moritz – immer mehr neue Bewohner wandern aus dem Süden ein, immer mehr angestammte fliehen nordwärts.

Klare Prognosen über den zu erwartenden Anstieg des Meeresspiegels in der Nordsee wollte die BSH-Präsidentin nicht abgeben. Die Datenlage lasse noch zu viele Spekulationen zu. Aber mehr als 50 Zentimeter bis zum Ende dieses Jahrhunderts „werden es wohl sein“. Die Folgen für die Sicherheit der Küstenregionen vor Hochwassern seien aber „nicht genau“ vorherzusagen.

Zugleich gab das BSH, das auch Genehmigungsbehörde für alle Arten der Meeresnutzung ist, die neuesten Zahlen über Offshore-Windparks bekannt. Demnach sind in den deutschen Wirtschaftszonen 77 Projekte beantragt, davon 64 in der Nord- und 13 in der Ostsee. Bereits genehmigt wurden 18 Windparks in der Nord- und drei in der Ostsee mit 1.497 einzelnen Windkraftanlagen. Der erste Windpark, nördlich von Borkum, ist bereits im Bau. Die mögliche Gesamtleistung beträgt etwa 7.500 Megawatt pro Jahr – das entspricht dem Bedarf von rund 100.000 Haushalten. SMV