der kommentar
: Beste Voraussetzung

Der Medienmanager Bernd Runge wird als ehemaliger Stasi-Spitzel entlarvt – und seinem Arbeitgeber macht das gar nichts aus. Warum sollte es?

Einen derartigen Doppelschlag überlebt sonst kaum einer: Gleichzeitig hatten Spiegel und Focus von den Stasi-Verstrickungen des Medienmanagers Bernd Runge berichtet, seine Stunden bei dem US-Verlagshaus Condé Nast schienen gezählt.

Gemeinhin legt der Arbeitgeber in solchen Fällen dem Enttarnten nahe, sein Amt bis zur endgültigen Klärung der Vorwürfe ruhen zu lassen, um ihn kurze Zeit später ohne großes Aufsehen aus dem Unternehmen zu entfernen.

Nicht so Condé Nast. Jonathan Newhouse, Chef der Verlagsgruppe, erklärte sein Vertrauen, ja sein Desinteresse an den Vorwürfen: Was „vor zwanzig Jahren unter völlig anderen innen- und weltpolitischen Bedingungen gewesen sein mag oder nicht“, sei „einseitig und eindimensional nicht darstellbar“.

Der „bedeutendste Stasi-Fall in der deutschen Presselandschaft“ (SZ) – für den US-Verleger schlicht bedeutungslos? Nicht ganz. Vielleicht sind Männer wie Runge in einer Branche, in der man selbst die eigene Großmutter verkaufen können muss, gut aufgehoben. Immerhin hat Runge laut Spiegel schon Geschichten über seine Schwester an die Stasi verkauft. Und geht es nicht hier wie dort um den effektiven Handel mit Information ohne Skrupel? Die IM-Registrierung wird Runge demnach kaum die Karriere kosten – im Gegenteil: Sie ist die beste Voraussetzung für seine heutige Tätigkeit. KUZ