berliner szenenDer Fernsehmaler

Bob Ross im Regen

Die Farbe des Himmels verheißt nichts Gutes. Kurz hinter dem Alex geht es los: Sturzbäche verwandeln die Straße blitzschnell in ein Plantschbecken. Der Wind reißt Äste ab, die den Gehweg versperren. Ich flüchte mich in die Galerie „Turboplex“.

Drinnen empfängt mich eine sanfte Stimme. „It’s so easy“, säuselt es durch die Lautsprecher, „everyone can do it.“ Unberührt von den entfesselten Naturgewalten draußen ist hier alles freundlich und sanft wie diese Stimme. Junge Künstler trinken Bier, am Boden plätschert ein neongelber Wasserfall hinter einem Bonsaibäumchen. Darauf schwebt ein pinkfarbener Kopf mit Afrofrisur: Bob Ross. Der Fernsehmaler, der mit dieser aufreizend sanften Stimme Landschaften pinselte und alle ermunterte, es ihm gleichzutun. „Just add a little brown siena now, that’s beautiful“, gurrt es vom Band. Die jungen Künstler prosten sich zu. Ein nasser, kleiner Junge rettet sich in die Galerie, gefolgt von einem Motz-Verkäufer, der allen empfiehlt, Gummistiefel anzuziehen.

An der Wand hängt eine knallige Hommage an den Meister. Rosa Wolken, quietschblaue Wasserfälle und glückliche Vögelchen. Die Künstler nähern sich dem Fernsehpinsel mit liebevoller Ironie. Unter einem rot durchgestrichenen Alpenpanorama steht die Widmung: „Die Freude und Hoffnung, die Bob Ross den Menschen gibt, findet ihr einziges Äquivalent in der Dankbarkeit und Liebe, die wir ihm zurückgeben möchten.“ Plötzlich ist noch eine andere Stimme im Raum: Der Kunstprofessor ist gekommen, um sich die Werke seiner Studenten anzusehen. Draußen hat es aufgeklart. Ich gehe hinaus und steige über die Äste auf dem Gehweg. Der Himmel über dem Alex leuchtet hellrosa. „There, isn’t that beautiful?“ NINA APIN