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Archiv-Artikel

Eine Scheibe Zuckerbrot

Jetzt will Wirtschaftssenator Uldall mit den Neuenfelder Obstbauern über „Interessensausgleich“ reden. Enteignungsdrohung bleibt aber bestehen

„Wir wollen Tradition der bäuerlichen Kulturlandschaft und die Moderne miteinander verbinden“

von PETER AHRENS

Erst hat Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) ein Enteignungsgesetz gegen die Neuenfelder Obstbauern gemacht, jetzt will er sich mit ihnen an einen Tisch setzen. „Wir wollen aus der Situation das Beste machen“, sagt Uldall vor der Presse und meint damit einen „Interessensausgleich, so gut es geht“ zwischen den Anforderungen der Airbus-Erweiterung und den Belangen der Obstbauern im Alten Land. Dass die seit Jahren vor vollendete Tatsachen gestellt werden, bevor sie nun um Mitsprache gebeten werden, ist selbst Uldall aufgefallen: „Ich räume ein, dass man so ein Konzept erheblich früher in Angriff hätte nehmen müssen.“

Nach den Senatsplänen soll mit den von der Landebahn-Verlängerung des Airbus-Werks betroffenen Bauern nun noch einmal intensiv über Ausgleichsmöglichkeiten gesprochen werden. Schließlich habe Hamburg „ein gottgesegnetes Obstanbaugebiet, dass jetzt in voller Blütenpracht steht“. Deren Betriebe müssten, „so weit es geht, in ihrer Existenz gesichert werden“. 40 Hektar, die im Süderelberaum in städtischem Besitz seien, könnten als mögliche Ersatzflächen für Obstanbau zur Verfügung gestellt werden. Darüber werde, so der Geschäftsführer der städtischen A380-Realisierungsgesellschaft, Hartmut Wegener, mit den betroffenen Bauern „konstruktiv verhandelt“.

Wenn die jedoch nicht einverstanden seien, dann „muss man leider den Weg der Enteignung gehen“. Die Dimension einer solchen Zwangsmaßnahme versucht Wegener herunter zu reden: „Es muss konkret nur ein einziger Bauer mit seinem Hof weichen.“ Erst auf Nachfrage räumt er ein, dass zahlreiche weitere Häuser schon mehr oder weniger freiwillig geräumt worden sind, „aber deren Bewohner sind nicht von der Planung betroffen, sondern nur vom Lärm“. Deshalb plane die Behörde auch, diese Häuser neu zu vermieten.

Der Flächentausch in Neuenfelde ist dabei Teil eines Gesamtkonzepts, das der Senat in Finkenwerder und umzu umsetzen will. Wegener soll dieses Konzept federführend ausarbeiten und „mit denen, die hier agieren und denen, die Sorge um ihren Bestand haben, besprechen“. Zu diesem Konzept zählt ebenso die Neugestaltung der Rüschhalbinsel in Finkenwerder wie mögliche Entlastungsmaßnahmen in Sachen Verkehr durch die Airbus-Werkszufahrt. Das Maßnahmenbündel kostet insgesamt 56 Millionen Euro und werde aus dem von Senat und Bürgerschaft noch unter SPD-Regierung beschlossenen 665 Millionen Euro schweren Etat für das Airbus-Projekt bezahlt. „Wir versuchen so, Tradition der bäuerlichen Kulturlandschaft und die Moderne der wirtschaftlichen Dynamik miteinander zu verbinden“, formuliert Uldall.

Erst vor zwei Wochen war Bürgermeister Ole von Beust im Alten Land aufgetaucht, um mit den Betroffenen über die Zukunft des Obstanbaus im Alten Land zu reden. Dass all dies viel zu spät geschehe, stimme zwar, andererseits „ist es ja nicht so, dass gar nichts passiert wäre“, beharrt Uldall. So sei er bei den Ausbaumaßnahmen in Finkenwerder „selbst vor Ort gewesen und habe mit Sekt darauf angestoßen“. Außerdem sei es „nie für etwas zu spät, wenn man eine Sache energisch anpackt“.

Der Umweltverband BUND kommentierte die Initiative Uldalls kurz und bündig: „Alibiveranstaltung.“