: Sars macht Pause
WHO hebt Reisewarnung für Peking auf. Nach 8.459 Erkrankungen mit weltweit 805 Toten klingt Epidemie ab. Forscher warnen vor Neuauflage
PEKING dpa/afp ■ Ein halbes Jahr nach Ausbruch der lebensgefährlichen Lungenkrankheit Sars in China hat die Weltgesundheitsorganisation WHO ihre Reisewarnung auch für Peking aufgehoben. Das Ansteckungsrisiko für Reisende in Chinas Hauptstadt sei nur noch „minimal“, sagte WHO-Regionaldirektor Shigeru Omi gestern. Die Kette der Übertragung sei unterbrochen. Peking war weltweit die letzte Region, für die noch eine WHO-Reisewarnung wegen Sars galt. Am Vortag hatte die WHO Hongkong von ihrer Liste der Infektionsgebiete gestrichen.
Auf dieser stehen nur noch Taiwan und das kanadische Toronto. Der vorerst letzte Erkrankte in Peking war nach WHO-Angaben am 29. Mai isoliert worden. Damit war die Bedingung erfüllt, dass die letzte Ansteckung mehr als 20 Tage zurückliegen muss, was der doppelten Inkubationszeit entspricht. Chinas Vizegesundheitsminister Gao Qiang begrüßte die Aufhebung der am 23. April verhängten Warnung für Peking, das zu seinem normalen Wirtschaftsleben zurückkehren könne. Der Vizeminister sprach von einem „bedeutenden Sieg“, der nicht leicht errungen worden sei.
Nach der offiziellen Statistik hatten sich in Peking mehr als 2.500 Menschen mit Sars infiziert. Gao Qiang räumte ein, dass Sars „ziemlich viele Fehler und Schwächen im chinesischen Gesundheitssystem enthüllt hat“. Diese müssten ausgemerzt und korrigiert werden.
Weltweit waren bis Montagabend nach WHO-Angaben 8.459 Menschen an Sars erkrankt und 805 gestorben. China allein verzeichnete demnach 5.326 Fälle und 347 Tote – mehr als irgendein anderes der 32 betroffenen Länder. Am Montag waren aus China keine neuen Sars-Fälle mehr gemeldet worden. Landesweit wurden nach offiziellen Angaben noch 59 Patienten im Krankenhaus behandelt.
Trotz des Rückgangs von Sars mahnt WHO-Sprecher Iain Simpson vor allem gegen Ende des Jahres zur Wachsamkeit. Noch sei unklar, ob die Lungeninfektion wie etwa die Grippe saisonal ausbreche. Auch Reinhard Kurth, Präsident des Robert-Koch-Instituts, warnt: „Es wird ein nächstes Mal geben. Da der Mensch auch in die allerletzten Winkel der Erde vorgedrungen ist, kommen wir auch mit seltenen Tieren in Kontakt.“ Der Ursprung von Sars wird im Tierreich vermutet. Einen Sars-Impfstoff kann es laut Kurth in einigen Jahren geben. Da die Coronaviren im Labor relativ einfach zu vermehren und genetisch stabil seien, könnten binnen 12 Monaten Tierversuche starten.