unterm strich
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Es handelt sich um keinen Boykott. Es ist nur eine langsame, aber unaufhaltsame Erosion zu beobachten. US-amerikanische Marken wie Coca-Cola, Nike, Microsoft und McDonald’s verlieren an Beliebtheit. Das sagt Tom Miller, der geschäftsführende Direktor der Firma NOP World, die eine neue internationale Konsumentenstudie erstellt hat. Zum ersten Mal seit 1998 ist der Konsum amerikanischer Produkte rückläufig, berichtet die britische Tageszeitung The Guardian über die Studie. Die Anzahl der Menschen, die weltweit amerikanische Produkte kaufen, ging von 30 Prozent auf 27 Prozent zurück. Grund dafür sei, so Miller, ein Imageschaden der Vereinigen Staaten, bedingt durch den Irakkrieg und die Weigerung der amerikanischen Regierung, das Kioto-Protokoll zu unterzeichnen.

Da die Sache nicht wirklich ein amerikanisches Produkt ist, obwohl Hamburgs Ballett-Intendant John Neumeier Amerikaner ist, geht das Geschenk wohl in Ordnung. Denn Neumeier widmet dem dänischen Kronprinzen Frederik und der Australierin Mary Donaldson zur Hochzeit einen Pas de Deux. „Das Stück heißt ‚A Wedding Gift‘ und wird am Abend vor der Hochzeit im Kopenhagener Nationaltheater gezeigt“, teilte ein Sprecher Neumeiers gestern dpa mit. Die Musik dazu hat die HipHop-Gruppe Outlandish geschaffen. Außerdem werden Margaret Illmann (Australien) und Mads Blangstrup (Dänemark) die Balkon-Szene aus „Romeo und Julia“ tanzen.

Auch hier wollen wir nicht so kleinlich sein und die Staatsangehörigkeit überbewerten. Der amerikanische Tenor Stephen Gould singt bei den Bayreuther Festspielen die Partie des Tannhäuser in Richard Wagners gleichnamiger Oper. Er sei kurzfristig für den aus privaten Gründen verhinderten Glenn Winslade eingesprungen, teilte die Festspielleitung gestern mit. Winslade hatte die Rolle seit der Premiere 2002 gesungen. Gould, der damit sein Bayreuth-Debüt gibt, spielte sieben Jahre lang in Andrew Lloyd Webbers Musical „Phantom der Oper“, ehe er den Wechsel zum Heldentenor vollzog. Stationen seiner Karriere waren unter anderem die Bayerische Staatsoper und die Deutsche Oper Berlin.

Der Architekt Jacques Herzog plädiert für den Erhalt des Palastes der Republik in Verbindung mit einem möglichen Neubau des Berliner Schlosses. „Der Palast hat eine eigene Faszination, eine hässliche Schönheit, die der Stadt Berlin etwas Spezifisches verleiht“, meinte Herzog in der aktuellen Ausgabe der Zeit. Ach ja, Jacques Herzog ist zwar kein Europäer, sondern eben Schweizer, doch damit könnte sein Vorschlag erst einmal ernsthaft erwogen werden.