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Archiv-Artikel

SPD: Scherf droht seinem Parteivolk

Bremerhavener von Rücktrittsdrohung angefasst. Morgen ist der große Showdown beim Landesparteitag

Von sgi

taz ■ Wenigstens Bremerhaven weiß, was sich gehört: Anders als der SPD-Unterbezirk Bremen-Stadt haben die Seestadt-Genossen dem Koalitionsvertrag am Dienstagabend mit großer Mehrheit zugestimmt: Nur sieben der 107 Delegierten stimmten beim Parteitag mit Nein, zehn enthielten sich. Zuvor hatte Henning Scherf mit Rücktritt gedroht, falls die Basis ihre Zustimmung verweigere.

„Wenn ihr euch alle so verhaltet, bin ich am Freitag raus aus der Politik“, hatte Scherf den Seestadt-Genossen vor den Latz geknallt, nachdem ein Delegierter gewagt hatte, die späte Verteilung des Koalitionspapiers zu kritisieren. Am Abend zuvor, im Bürgerzentrum Neue Vahr, war Scherf nach verlorener Abstimmung wortlos aus dem Saal marschiert. Dass er in Bremerhaven nun so offen drohte, fanden die Seestädter nicht gut. „Das war nicht notwendig“, erklärte gestern der Bremerhavener Unterbezirkschef Siegfried Breuer und mutmaßte: „Die Bremerhavener waren damit nicht gemeint.“ Sondern die aufsässigen Bremer.

Die scheinen inzwischen aber längst wieder auf Linie: Unterbezirksvorsitzender Wolfgang Grotheer konnte sich mit seiner Idee, der CDU einen Staatsratsposten zu streichen und das gesparte Geld in soziale Projekte, die von Streichung bedroht sind, zu stecken, nicht durchsetzen. Und dem Landesvorsitzenden Detlev Albers müsse ausgeredet werden, dass Nachverhandlungen möglich seien, hieß es gestern aus eingeweihten Kreisen. Was der Landesvorstand gestern dazu beschloss, stand bis Redaktionsschluss nicht fest.

Die Basis aber will mindestens eine Geste. Jetzt müsse von der Parteiführung „ein Signal“ kommen, dass sie aufs Parteivolk zugehe, hatte Unterbezirksvize Frank Schmidt am Dienstag gefordert.

Heute abend kommt der Unterbezirk Bremen-Nord – der kleinste der drei SPD-Unterbezirke – zusammen und befindet über den Koalitionsvertrag, morgen dann findet im Gustav-Heinemann-Haus in Vegesack der große Showdown statt.

Zeitgleich tagt die CDU: 120 Delegierte befinden dann ihrerseits auf einem „kleinen Parteitag“ im Marriott-Hotel über das Verhandelte.

sgi