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: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Erbarmungslos“ 28. und 30. 6. im Filmkunsthaus Babylon 1

Für mehrere Generationen verkörperte Gregory Peck, der kürzlich im Alter von 87 Jahren verstarb, die positiven Tugenden im amerikanischen Kino: Sein Name war praktisch zu einem Synonym für Aufrichtigkeit, Prinzipientreue und eine liberale Haltung in gesellschaftlichen Fragen geworden. Diesem Image wird er auch in William Wylers romantischer Komödie „Roman Holiday“ (Ein Herz und eine Krone, 1953) gerecht: Der – leidlich – solide Journalist, der mit der beim Staatsbesuch in Rom ausgebüxten Prinzessin (Audrey Hepburn) eigentlich eine Bombenstory an der Hand hätte, bringt es am Schluss natürlich nicht fertig, seine Geschichte mit den erschlichenen Exklusivbildern zu verkaufen. Tatsächlich hatte Peck im Laufe seiner Karriere stets versucht, jede Art von Typisierung zu vermeiden. Er unterschrieb keine langfristigen Verträge und wirkte in Filmen nahezu aller Genres mit. Wie viele Method-Schauspieler besaß Peck einen etwas unsteten Blick, der ihn Nervenzusammenbrüche, Amnesie oder Neurosen überzeugend verkörpern ließ. Nur zur Figur des Captain Ahab in John Hustons „Moby Dick“ fand er keinen Zugang: „Ein armer Irrer!“ Peck blieb bis ins hohe Alter aktiv; er wird zweifellos fehlen. Doch noch einmal zurück zu „Roman Holiday“: Eigentlich ist es natürlich Audrey Hepburns Film, die in ihrer ersten Hauptrolle eine Kostprobe ihres entwaffnenden Charmes gibt. Wie sie als die an steife Protokolle gewöhnte Prinzessin die Schönheiten Roms entdeckt, zum ersten Mal Eis lutscht, zum Friseur geht oder Motorroller fährt, ist längst eine Legende der Filmgeschichte.

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Die Showgirls heißen Velma (Catherine Zeta-Jones) und Roxie (Renee Zellweger), und ein Menschenleben besitzt für sie keinen allzu großen Wert: In Rob Marshalls Musical „Chicago“ geht es um Leben, Karriere und „All that Jazz“ in der Windy City der „goldenen“ 20er Jahre. Bob Fosse hatte das gleichnamige Bühnenmusical 1975 am Broadway inszeniert, und seine Grundidee – das Leben als immer währende Show – hat Regisseur Rob Marshall für seine Verfilmung übernommen: Da wird das Gefängnis zum Raubtierkäfig, eine Pressekonferenz erweist sich als Glanzvorstellung eines Marionettenspielers, eine Gerichtsverhandlung entpuppt sich als Drei-Manegen-Zirkus. Die konkrete Inszenierung sieht allerdings deutlich anders aus als bei Fosse: Marshall macht mit Hilfe von Dekorationen und einem um die Stars herumtanzenden Corps de Ballet die Räume eng; Dynamik entsteht hier nicht durch Performance, sondern durch Montage. Technisch ist dies geschickt gemacht, und der Film kann sein hohes Tempo über lange Zeit beibehalten.

„Chicago“ 28. 6. im Freiluftkino Hasenheide

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Der – wie Clint Eastwood meinte – „letzte Western“: Mit „Unforgiven“ (1992) gelang dem Schauspieler und Regisseur eine brutale Entmystifizierung des Genres. Ex-Revolverheld William Munny (Eastwood) will sich nach Jahren als Farmer noch einmal ein Kopfgeld verdienen, doch weder seine Taten noch die seines Gegenspielers, eines brutalen Sheriffs (Gene Hackman) haben irgendetwas Heroisches: Die Begegnung mit dem ersten Opfer erweist sich als ein dilettantischer und feiger Mord aus dem Hinterhalt.

„Roman Holiday“ (OF) 1. 6. im Arsenal 1

LARS PENNING